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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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die Kehrseite dieser spontanen Gefühlsäußerung zum Vorschein kommen. Bald wandte man sich auch an den frommen Sinn der Bevölkerung und an den großen Einfluß, den der Klerus ausübte. Auf Weisung des Kardinals Rauscher wurden allabendlich in den Kirchen der Re- sidenzstadt Andachtsübungen mit Gebeten für den Monarchen abge- halten. Als dann die Niederlagen folgten und alle Frömmigkeit den Vormarsch der Preußen nicht aufzuhalten vermochte, schrieb Grill- parzer das satirische Epigramm: ,,Mit Gottes Hilfe— furcht' ich— ist esnochim Weiten, Im Jenseits hilft Gott den Guten, im Diesseits doch nur den Gescheiten!" JederDichter hat etwasvomDemokrit in sich, selbst wenn er ein so loyaler Untertan ist, als es Grillparzer war ! Dann kamen die bekannten kriegerischen Ereignisse. Ich erinnere mich der niederschmetternden Wirkimg, die Königgrätz auf uns alle ausübte. Wir schlichen nur so einher und konnten unseren Studien nicht das geringste Interesse abgewinnen. In der freien Zeit gab's nichts als ,,strategische Erörterungen", und jeder wußte ein Spezial- mittel, wie man dem Unglück steuern könnte. Ich meinte, daß die Armee bis an die Donau werde zurückgehen müssen. Darob eine völlige Empörung der Kameraden, die eine neue Schlacht erwarteten, in der die Preußen tüchtig gebleut werden würden. Leider behielt ich recht, so daß schließlich auch wir fast in die Kriegsereignisse hineingezogen wurden. Unser Kommandant, der Oberstleutnant von Hauschka, wollte nämlich das Institut unter keiner Bedingung verlassen. Als dann die Preußen bis an die Donau gelangten, bot unser weit sichtbares militärisches Objekt einen Magnet für artilleristische Schießversuche. Wir blieben aber dochund sahen hierdurch eine Reihe höchst anziehender militärischer Büder. Eine Brigade des IX, Korps der an die Donau herangezogenen Südarmee, Trümmer der Nordarmee, abgeirrte Soldaten einiger un- garischer Regimenter, die über die Donau gekommen waren und sich in der Nähe des Institutes sammelten. Ehemalige Aufsichtsunter- offiziere, die Offiziere geworden und uns erzählten, daß drei unserer ehemaligen Lehrer gefallen waren. Wochenlang lagerte vor unserem Hause eine Batterie, die sich noch im besten Zustande befand und unsere patriotisch geschwellten Herzen zum Überschäumen brachte. Und dann kam der Tag des Gefechtes von Blumenau bei Preßbürg! Es war ein Sonntag (22, Juli). Früh, als wir zur Kirche geführt wurden, verbreitete sich schon das Gerücht, es sei in der Nähe ein Gefecht im Gange, Trotzdem wurde die sonntägige kalligraphische Stunde eingehalten, und obgleich durch die geöffneten Fenster der Donner jedes Schusses hereinschallte, hieß uns die eiserne Schul- 20
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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