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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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keit der Italiener zu erreichen, die von ihrer Übermadit keinen Ge- brauch zu machen verstanden. Gegen Preußen war der Feldzug jedoch entschieden, ehe noch der erste Schuß fiel. Der preußische Schulmeister, das Zündnadelgewehr, die überlegene Taktik, vor allem aber der organische Aufbau und die politische Zielsicherheit des preußischen Staates verliehen dem Geg- ner eine solche Übermacht, daß der Ausgang des Turniers außer Zweifel war. Nur ein vollständiger Umschwung— gewissermaßen ein Umtausch der operativen Leitung von hübenund drüben— hätte vielleicht eine teilweise Änderung des Schlußresultates erbracht, d. h. es wäre just kein Königgrätz geworden. So gab's aber für uns keine Rettung, wie es ja während des ganzen kurzen Feldzuges der Nordarmee für den Gegner eigentlich keine Krise gegeben hatte. Ich glaube, daß selbst das Ausbleiben der ak- tiven Teilnahme Italiens kein wesentlich anderes Resultat erbracht hätte. Die einfluß- imd einsichtsvollen Leiter der preußischen Po- litik erkannten dies auch sehr wohl, obwohl sie nichts weniger als Chauvinisten waren. Bekannt ist der Ausspruch Roons unmittelbar vor Ausbruch des Krieges: „Wir haben so und so viel Mann mobil, genug um den vielzüngigen Moloch umzustoßen!" Für unser Ohr ein hartes Wort, aber treffend für die damalige Situation. Und weil wir es damals nicht sahen, es nicht sehen wollten oder konnten, mußten wir es später fühlen. Desgleichen Napoleon III., den seine mangelnde Voraussicht und Sachkenntnis, vor allem aber seine Ent- schlußlosigkeit vier Jahre später Thron und Krone kostete. Übrigens ist es eine bekannte geschichtliche Tatsache, daß noch günstigere Friedensbedingungen zu erlangen gewesen wären, wenn man dem ersten, durch den Brünner Bürgermeister Dr. Giskra über- brachten Angebot zugestimmt hätte. Nichtsdestoweniger kann aber der Prager Friede als das leuchtendste Beispiel eines wahren ,,Ver- ständigungsfriedens" gelten, das leider nie mehr nachgeahmt wurde. Im Sommer des folgenden Jahres kam der , ,67er Ausgleich" mit Ungarn zustande, der bei uns allen freudige Gefühle auslöste. Unser kindlicher gerader Sinn dachte, daß nun die inneren Schwierigkeiten für alle Zeiten vorüber seien. Und ich glaube, daß diese Naivität die Großzahl der Österreicher teüte, selbst jener, die sich mit Politik berufsmäßig beschäftigten. Die Ungarn waren in der Anstalt die Helden des Tages. Komi- scherweise war deren Wortführer ein junger Herr ,,Kfepelka", ob- wohl sich Söhne ältester ungarischer Adelsfamüien unter uns befan- den.— Die Ungarn erblickten im Ausgleich den ,,Anfang", die Öster- reicher dagegen den ,,Abschluß". Die Magyaren behielten recht. 23
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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