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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Preußen führten. Das änderte sich auch nicht mehr, und die große politische Schwenkung, zu der man sich entschloß, bevor es noch zu spät wurde, äußerte sich im Personenwechsel des Ministeriums des Äußeren. Beust, der erste und einzige Kanzler des Reiches, der Revanche- minister Österreichs, mußte Andrassy Platz machen, der jedoch das Palais am Ballplatz nicht mehr als Kanzler, sondern als der großeExponentUngarns bezog, das hinfort die treibende, verzögernde, oft auch störende Kraft, stets aber das ausschlaggebende Element in der Donaumonarchie wurde. Damals bestand der Dualismus— der 67er Ausgleich— seine Kraftprobe vom mag^^arischen Stand- punkte aus und fügte sich als ein unabänderlicher Faktor in das europäische Staatsleben ein. Hierdurch bekam der Schwerpunkt des Reiches einen merklichen Ruck nach Osten, und es war nur mehr eine Äußerlichkeit, daß das Ministerium des Auswärtigen am Ball- platz verblieb und nicht am Ferenz-Josef-Rakpart oder in die An- drassyut übersiedelte. Die Generalrichtung in der Politik der Doppel- monarchie gab von da ab immer das östliche Reich an^ und die Be- zeichnung ,,Reichshälfte" war schon damals zu einem Anachronis- mus geworden.— In Lemberg, wohin ich wieder auf Urlaub fuhr, fand ich noch eine erregte Stimmung, die besonders von den oberen und mittleren polnischen Gesellschaftsschichten ausging : der Tradition entsprechend in franzosenfreundlichem und deutsch-, nicht etwa nur preußenfeind- lichem Sinne, wobei für Österreich so gut wie gar nichts übrig blieb. Ich erinnere mich eines in allen großen Geschäftsläden ausgestellten Stahlstiches, die Illustration zudem frivolen de Mussetschen Gedicht : ,,Nous avons eu votre Rhin allemand." Ein Widerpart des deutschen Sturmliedes: ,,Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein!"—Als dann die Nachricht vonSedan kam, herrschte tiefste Niedergeschlagenheit, und es wurden wieder die nationalen Trauer- kleideri) hervorgeholt, die teilweise schon in denGarderoben deponiert gewesen waren. ^) Die orthodox-nationalen Polen trugen aus Schmerz um das verlorene Reich Trauerkleider oder mindestens Trauerabzeichen. Stramme Opportu- nisten legten sie im geheimen an. Bei der Errichtimg der ünio Ljubelska, dem zurErinnerungan diestaatHcheVereinigimgvon Polen, WolhynienundLitauen inLemberg aufgeführtenDenkmal, kam diesbesonderszur Geltung, Esbestand vomehmUch in dem Symbol, das die dreiKuppen des imNordosten der Stadt sich erhebenden ,,Sandberges" zu einer Kuppe zusammenschaufeln üeß. Diese Arbeit persönlich zu verrichten, war de rigueur, und man sah durchMonate elegante Polen und Polinnen den Schubkarren, die Schaufel und die Elrampe mit wirklichem oder markiertem heiUgen Eifer führen. Die Regienmg tat hierbei verschämt mit. . 2Q
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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