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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Dann wurde das Tirailleurgefecht geübt, nichtimmer mit Verständnis. Trotzdem lebte die damals mehr oder weniger inoffiziell betriebene Schützentaktik auf, die dann im lyaufe der Dezennien vielfach ver- lorenging und im Weltkrieg wieder zur Geltung kam. Die Kavalleriewurde in derAusbÜdung durchEdelsheim reformiert : hart und radikal, wodurch manche gute Elemente verdrängt wurden, aber zweifelsohne zielbewußt, sodaß schließlichdie Kavalleriennahezu der ganzen Welt den gleichen Ausbildungsmodus annahmen. Das Offizierskorps dieser Waffe war glänzend— wenigstensdem Äußern nach. Es ergänzte sich fast ausschließlich aus denvornehmen Familien des Landes, selbst des Auslandes (namentlich Hannoveraner und Irländer). Auf die Infanterie sah es mit kaum verhüllter Gering- schätzung herab, so daß zwischen diesen beiden Waffen ein gesell- schaftlicher oder kameradschaftlicher Verkehr kaum bestand. Auch die Artillerie war in sich eng geschlossen. Sie erfreute sich in der Armee einer großen Wertschätzung, die durch das pflicht- bewaißte Verhalten im Kriege 1866 gefördert worden war. Anderer- seits war sie so konservativ, daß es von Rückständigkeit kaum zu unterscheiden war. Als Führer und Paladine der Armee standen Erzherzog Albrecht, Gablenz, Maroicic, Philipovich, Mollinary, Ringelsheim, Huyn, Edels- heim, besonders aber John und der zweifelsohne genial veranlagte, wenngleich ab und zu irrlichternde Kriegsminister Kuhn im Vorder- grund. Männer, die jeder Armee zu jeder Zeit zur Ehre gereicht hätten. Einer der vielen Beweise, daß es in unserem Vaterlande nie an Talenten gefehlt hatte. Wenn dann die gewünschten Erfolge doch nicht erzielt wurden, so lag das nicht an den Persönlichkeiten, wohl aberam Systemund aucham Aufbau dieses eigenartigen Staats- wesens. Auch spielte das persönliche Moment zu allen Zeiten eine allzu ausschlaggebende Rolle, und zivile sowie militärische hoch- mögende Dilettanten, ä la Graf Grünne, nahmen stets einen unglück- lichen Einfluß auf die große Sache. So war die Armee beschaffen, als ich im September 1871 in ihre Reihen trat. Sie führte damals kein glückliches Dasein. Die Kriege 1859 und 1866 lagen ihr noch in allen Gliedern, und die freiheitlichen und nationalen Elemente sahen in ihr nur ein Instrument der Ver- gewaltigung und des Rückschrittes. Selbst die deutschen Kreise, besonders das Bürgertum, konnten sich in Anfeindung der Armee nicht genugtun. Ein Zeichen des mangelnden politischen Verständ- nisses, das die Deutschen im allgemeinen, die Deutschen Österreichs im besonderen charakterisiert. Wenn die Armee sich zu jener Zeit politisch irgendwie geltend machte, so war es doch im deutschen, 3* 35
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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