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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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wurde damals in der Armee viel geschrieben, meist seichtes Zeug, kompilatorische Zusammensetzungen. Selbst die offiziellen Be- helfe (z. B. Waldstättens Taktik) waren feuilletonistischer Art und wenig geeignet, eine sichere Basis für taktische Studien abzugeben. Überdies standen die taktischen Reglements, die nach 1866 in rascher Folge wechselten, in keinem unbestrittenenAnsehen. Derenformellem Teil wurde wenig Beachtung geschenkt. Exakte Formen, straffe Ausführung hielt man für veraltet. Für das Gefecht waren die je- weiligen Anschauungen bestimmter Persönlichkeiten maßgebend, was einen häufigen Wechsel der Methoden hervorrief und oft in Tüfteleien ausartete. Charakteristisch war auch die große Verantwortungsscheu, die bei den Offizieren, selbst bei den höheren, herrschte. Nur ja nicht anstoßen und sich stets gedeckt wissen, vvar das Leitmotiv für die meisten. Zweifelsohne eine Konsequenz der Erziehung, die auf das persönliche Moment aufgebaut war und selbständige Regungen als Auswuchs ansah. Dies griff hinein bis in den ausübenden Felddienst. Wien war damals eine besonders lebenslustige Stadt. Der wirt- schaftliche Aufschwung, in erster Linie aber die in allen Kreisen be- triebene Börsenspekulation der ,,Gründerzeit" trugen einen wahr- haft karnevalistischen Einschlag. Die Theater mit ihren Operetten- und Ballettdiven spielten eine hervorragende Rolle. Die leicht ge- wonnenen Münzen flogen noch leichter in die Welt hinaus, und nur der galt, der über Geld verfügte und es springen ließ. Für uns Offi- ziere blieb daher höchstens die Rolle einer Tanzmaschine in einigen Salons und bei verschiedenen ärarischen Unterhaltungen. Dabei mußte man immer hübsch bedacht sein, friedlich auszukommen, denn kam es einmal zum Konflikt, stand die öffentliche Meinung und die Presse unfehlbar auf Seite des Gegners. Diese Verhältnisse sowie die geringen Bezüge^), die durch die äußerst mäßige väterliche Beihilfe gestützt wurden, brachten es mit sich, daß auch wir drei, ich sowie meine beiden Freunde, dieLeutnants Malek und Cvitkovic, die wir auch gemeinsam wohnten, sehr einge- schränkt imd frugal lebten. UnserAbendbrot bestand fast ausnahms- los aus Tee mit einem kleinen kalten Imbiß, und das Gasthaus sah uns nur bei besonderen Gelegenheiten. Einen hervorragenden An- ^) Der Leutnant bekam damals 50 Gulden Gage. Die monatlichen Abzüge für die imerläßlichen Abgaben, Uiüformierimg, Dienerzulage usw. verringerten dieselbe so, daß dem unbemittelten Offizierkaum mehr als ein Guldenim Tag zur Verfügung blieb. 37
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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