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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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nachfolgenden Katzenjammer erfaßte mein jugendlicher Sinn nicht sehr tief, dafür blieb ich an den glänzenden Äußerlichkeiten haften. Ebenso erschien miram berüchtigten 9. Mai, dem schwarzen Freitag, der den großen ,,Krach" brachte und einer finanziellen und gesell- schaftlichen Revolution glich, das plötzliche Verschwinden der vielen präpotenten Börsenjobber als Hauptsache, ein Vorkommnis, das ich gerade als kein Unglück ansah, 1873 war auch das Jahr der imposanten militärischen Paraden vor den gekrönten Gästen unseres Kaisers, die die Weltausstellung be- suchten. Alexander II. von Rußland, mit der nachmaligen Kaiserin Feodorowna im Gefolge, die uns alle durch ihren Liebreiz entzückte und die dann die geschworene, unermüdliche Feindin unserer Mon- archie wurde. Viktor Emanuel II., der Besiegte von Custozza, Der Schah Nasr Eddin, vor dem die Parade in den Abendstunden abge- haltenwerdenmußte. Der PrinzvonWales, der alsKönigEduard VII. viele Jahre später einer der eigentlichen Urheber des Weltkrieges werden sollte. Vor allem aber Wühelm I. mit Bismarck und Moltke, dem eine besonders glänzende, von unserem Kaiser selbst befehligte Parade vorgeführt wurde. In jenem Jahre meldete sich aber auch die Cholera. Mein Regi- ment wurde hiervon vöUig überfallen, so daß es sofort ins Lager nach Brück a. d. Leitha abgeschoben werden mußte. Ein Urlaub brachte mich nach Czernowitz, wohin mein Vater mittlerweile als Präsident des Landesgerichtes versetzt worden war, damals eine weitabgelegene Oase deutscher Kultur, die befruchtend auf alle dort friedlich nebeneinander lebenden Nationalitäten des Landes wirkte. Das rege gesellschaftliche Leben, durch die enorme Billigkeit gefördert, die Üppigkeit in den Bojarenfamilien, die alle von loyalster Gesinnung waren, das Gemisch der Bevölkerung und noch manches andere ließen mich diese acht Wochen auf das an- genehmste und belehrendste verbringen. Zutiefst konnte man aber doch schon den werktätigen Beginn der russischen Unterwülilung merken. Wie es sich später herausstellte, war deren Inspirator der russische Konsul Hitrowo, der damals in der Bukowina und später in den Balkanwirren eine maßgebende Rolle spielte. Ich entsinne mich, ihnmanchmal im Salon der Baronin Petrino getroffen zu haben, wo er allseits von Liebenswürdigkeit überströmte. Malek, Cvitkovic und ich meldeten uns in die Kriegsschule, be- standen die Vorprüfung, konnten aber wegen Überzahl erst ein Jahr später aufgenommen werden. Die Ejriegsschule war eine erstklassige müitärische Hochschule. Der Studiengang und die Lehrkräfte standen auf der Höhe, und wer 39
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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