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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Sehr strenge wurde in der Kriegsschule die Schuldisziplin be- trieben. In dieser Hinsicht merkte man nicht, daß man sich an einer ersten Hochschule befand, die von Offizieren, darunter auch älteren, frequentiertwurde. DiesesSystemnahm auf dieCharakterentwicklung keinen günstigen Einfluß, und so manche Eigenheiten der General- stabsoffiziere lassen sich darauf zurückführen. Während des ersten Schuljahres (1875—1876) wurde der General- stab wieder als ein in sich geschlossenes Korps aufgestellt. Er war unter Kuhn aufgelöst worden, und die den Generalstabsdienst ver- sehenden Offiziere hatten als obersten Chef nur einen ,,Iyeiter" (den früher genannten General Gallina), der aber dem Kriegsminister vollkommen unterstellt war. Kuhn trug hierbei der großen Ani- mosität Rechnung, deren sich der Generalstab, mit Recht oder Un- recht sei dahingestellt, sowohl in der Öffentlichkeit als in der Armee erfreute. Nach seinem Rücktritt (1876) war jedoch jene Animosität teilweise geschwunden und man erblickte im geistigen Inspirator von Custozza, Feldzeugmeister John, die richtige Persönlichkeit für die Stelle eines Chefs in dem neu zu errichtenden Generalstabskorps. Bei dieser Wiedererrichtung wirkte wohl auch der Nimbus mit, der vom Namen ,,Moltke" und vom deutschen Generalstab weit über die Grenzen Deutschlands strahlte und der dahin führte, daß in allen Staaten ein geschlossener Generalstab nach deutschem Muster einge- führt, resp. wiedereingeführt wurde. Bei uns bestand diese Insti- tution über 40 Jahre, nicht ohne berechtigte Einwände, denn sie bil- dete sich immer mehr zu einem Staat im Staate aus, mit einem eigen- artigen Korpsgeist, der nicht frei von Unzuträglichkeiten war, die sich oft in nachteiliger Weise geltend machten. Die Organisation des Generalstabes, das Verhältnis seines Chefs zum verantwortlichen Kriegsministerund zum Minister des Äußeren waren immerund über- all eine sehr schwierige Sache und eigentlich nur dann gut zu lösen, wenn auf allen diesen drei Posten besonders geeignete und nicht allzu selbstische Männer standen, oder wenn sich einer besonders prädominanten Persönlichkeit alles fügte. Die Mappierungsübung am Schlüsse des ersten Jahres führte mich nach Adelsberg, weltberühmt wegen seiner Grotten und Höhlen. Inmitten wilden Karstes gelegen, ergaben sich für Anfänger in der Mappierungskunde wohl höchst schwierige Aufgaben. Nach Abschluß derArbeiten fuhrichnach Triest, zumerstenmal ansMeer ! Das istnun über 40 Jahre her, doch noch heute empfinde ich die Offenbarung, die mich erfüllte, als ich in leuchtender Morgensonne vor mir sah die blauendenFluten der wogendenAdria. MitwelcherWehmutdenkeich jetzt zurück. Das verloreneMeer ! Ein Teil der unendlichenTragödie ! 41
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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