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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Vor dem Aufstieg lagerten wir in einem Talkessel. Wir sahen die Lagerfeuer des Gegners. Aus einer Reihe von Anzeichen schlössen wir auf einen starken Widerstand. Bei Einbruch der Dämmerung wurde die Disposition für den Vormarsch ausgegeben. Ein ernstes, fast weihevolles Empfinden erfaßte mich. In dieser Stimmung schrieb ich zwei Abschiedsbriefe. Einen an meine Eltern, den zweiten in anderer Direktion. Völlig weich geworden, übergab ich die beiden Schreiben meinem Diener, mit der Weisung, sie zu bestellen, falls ich fallen sollte. Ich hatte noch gar nicht geendet, als mir der findige Sancho Pansa ins Wort fiel: ,,Pane Oberleutnant, was bekomm ich alsAndenken?" Dieser naive, urgesunde Egoismus führte mich rasch in die reale Situation zurück, und nachdem ich ihm einige kernige Worte erwidert hatte, schlief ich einige Stunden den Schlaf der Jugend. Wir trafen den Feind an der Kammlinie einer steilen Höhe. Um die Batterie vorzuholen und die Kolonne zum Aufmarsch zu bringen, mußte ich zurückreiten. Ich sah keine Spur von ihr. Erregt über Stock und Stein, durch Wald und Gebüsch reitend, fand ich sie end- lich vom Wege weit abgeirrt, auf einem dem Gegner zugekehrten Steilabfall. An der Spitze zwei Offiziere, sorglos miteinander plau- dernd. Die Situation, die der Gegner zu unserem Glücke nicht be- merkte, war scheußlich. Ein höllisches Feuer wurde nun auf den Feind eröffnet, und der überraschte Gegner zog sich nach kurzem, wirkungslosemGegenfeuer unter lautemSchreien in denWald zurück. Nach leichtemKampfe besetzten wirSrebrenik,und unter Überwin- dung unsäglicher Terrainschwierigkeiten vorrückend, lagerten wiram Abendneuerdings in einerTalmulde. Totalausgepumpt, fielichineinen todähnlichen Schlaf. Nach einigen Stunden woirde ich vom Brigadier geweckt, hörte Schüsse knallen, Kugeln über uns hinwegpfeifen. Da die Schüsse aus der Richtung eines Hauptpostens kamen, bewegte ich mich mit einer Patrouille dahin, wurde aber, ehe ich ankam, von einem ungarischen ,,Holt, wer do?" angehalten. Also eigene Leute. Und ich gewahrte, daß der Hauptposten die Front gegen das eigene Lager genommen hatte. Der allgemeinen Erschöpfung war es wohl zu danken, daß sich in der stockfinsteren Nacht nicht einKampf zwischen uns und unseren Sicherungstruppen entsponnen hatte. Am folgenden Abend kamen wir mit dem Reserveregiment Nr, 23 in Verbindung, das von der Division zu unserer Unterstützung ab- gesendet worden war. Vor uns sahen wir auf der Höhe ein großes Insurgentenlager, hörten wilde Allahrufe, aus denen wir auf eine große gegnerische Kampfesfreudigkeit schlössen. Auch zwei berittene Insurgenten wurden eingebracht, einer davon ein \'ornehmer Beg, 48
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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