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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Verlängerung des Grundsatzes, der den Kriegsstand des Heeres auf 800 000 Mann festsetzte. Die deutschen Vertreter : Herbst, Giskra, Demel, Sturm usw. wußten, daß der Bündnisvertrag von der An- nahme dieser Forderung abhänge, und es hätte ihnen auch klar sein müssen, daß die Krone daran unbedingt festhalten würde. Ihr verbohrter Doktrinarismus aber ließ sie den Kampf, das Gezanke da- gegen doch aufnehmen. So blieb der Regierung in ihrer Not nichts übrig, als die Unterstützung dort zu nehmen, wo sie sich ihr bereit- willig bot: bei den Polen und Tschechen. Dadurch brach das Re- gierungssystem, das auf die Hegemonie der Deutschen aufgebaut war, zusammen, und die Taaffesche Regierungskunst des Paktierens und ,,Fortwursteins" sollte ihren Anfang nehmen. Die Deutschen er- hoben sich von diesem Fall, an dem ihre politische Unklugheit die größte Schuld trug, nie mehr. Im Sommer lernte ich gelegentlich der Generalstabsreise das Banat bis Orsowa kennen, und der früh einsetzende Winter brachte mich auf einer Inspizierungsfahrt in die Bacska und nach Neusatz. Von da aus ging es nach Semlin und nach Belgrad. Damals sah man dort die österreichische Uniform noch nicht mit scheelen Augen an, wurde doch im Jahre darauf mit König Milan eine bindende Müitärkon- vention abgeschlossen, und auch nachher wanderten noch lange Zeit hindurch serbische Offiziere alljährlich in unsere höheren Militär- schulen. Allerdings waren dies ausschließlich Konsequenzen der Ka- binettspolitik des politisch begabten Königs Milan. Das Volksemp- finden war uns aber schon damals vollkommen entfremdet, wesent- lich durch die ungarische Politik. Auch waren bereits nationale Be- gehrlichkeiten geweckt, die mit unseren vitalen Interessen kollidierten und früher oder später zum Konflikt führen mußten. Rückblickend erkennt man, wie an vielen Stellen und von langer Hand her vor- bereitet die Keime zum Weltkriege ansetzten. Bei der Weiterfahrt von Semlin nach Bazias blieben wir buchstäb- lich im Eise stecken und erreichten, Nordpolfahrern gleich, nur mit NotundMühe das Land. Dann mußten wir auf einer offenen Bauern- britschka bei 15 Grad Kälte auf elenden Wegen 50 km weit nach Pancsowa fahren. Es war ein Wunder, daß ich in meinem einfachen Mantel nicht erfror. Halb bewußtlos hob man mich vom Wagen, und Banater Sliwowitz löste mich aus der Erstarrung. Der Budapester Winter 1879/80 verlief für mich sehr vergnügt. Eine lebenslustige Gesellschaft, Zivil und Militär, fand sichzusammen, und im ,,Budai-Kör", dem ersten Ofener Gentryklub, wurde Theater gespielt, musiziert, getanzt, wobei der ungarische Einschlag den Abenden eine besonders flotte Note verlieh. 4* 51
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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