Seite - 59 - in Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung

,,Revanche für Vilagos" zogen im Weltkrieg kernungarische Truppen unter Habsburgs Banner ins Feld. Ein Beispiel der in der Geschichte so häufig auftretenden Ironie des Einzel- und Völkergeschicks! — Der fanatische Eifer, der mich bei der Arbeit beseelte, ging par- allel mit Nichtachtung meiner Gesundheit, So kam es, daß ich am Schluß der Sommerarbeit, die mich in das unwirtliche siebenbürgisch- ungarische Grenzgebirge geführt hatte, einen körperlichen Nieder- bruch erlebte, der sich durch eine Herzneurose kundgab. Ich ver- brachte einen mehrwöchigen Erholungsurlaub bei meinen Eltern in Troppau, genas auch, doch stellten sich noch jahrelang Rückfälle ein imd ließen mich oft an ein unheilbares Herzleiden glauben. Doch die große Zähigkeit meiner Natur schnellte mich wieder hinauf, so daß ich durchhalten und all das ertragen konnte, was mir das Leben noch in wahrhaft überreicher Fülle bringen sollte. Arad— wo ich den Winter verbrachte— war eine überaus lebens- lustigeStadt, und die imgarischeGentry lebte das flotte avitische un- garische Leben. ,,Extra Himgariam non est vita, et est vita, non es vita!"— Im Frühjahr 1885 erfolgte meine Einteilung in das Eisenbahn- büro des Generalstabes. Ich arbeitete darin 3^/2 Jahre. Es war eine lehrreiche, interessante und angenehme Zeit. Da ich während meiner Einteilung beim Korpskommando in Lem- berg mit Instranierungsarbeiten viel zu tun gehabt hatte, arbeitete ich mich rasch ein, und bewahrte auch während meiner ferneren Dienstzeit Interesse und Verständnis für diesen wichtigen HÜfszweig militärischer und operativer Tätigkeit. Meine Dienstverwendung brachte viele interessante Reisen, die zur Mitwirkung beiTrassierungs- und Bahnbauten, zumStudium und zur Rekognoszierung weiter Bahnstrecken des Inlandes, wiederholt auch des Auslandes, erforderlich waren. Unter der Unzahl von Fahrten wül ich einiger Erwähnung tun, bei denen sich für mich Belang- reicheres oder sonst Interessantes begab. Meine erste Dienstestournee führte mich zur administrativen Be- gehung der zu bauenden Staatsbahnstrecke Triest—Herpelje, die dann im Weltkrieg in den Operationen gegen Italien eine große Rolle spielte. Während wir auf dem istrianischen Plateau derTrasse nach- gingen, fanden in der Bucht von Triest und auf der Höhe von Pirano die ersten großen Seemanöver statt, die der neuernannte Marine- kommandant, Admiral Sterneck, inszenierte. Wir unterbrachen oft die Arbeit,um diesem imposanten Schauspiel zuzusehen. Nach Schluß der Begehung unternahm ich eine kleine Italienfahrt und sah zum ersteimial Venedig, Udine und Verona. Trotz aller Herrlichkeiten, 59