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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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nicht allzu einfache und auch nicht gefahrlose Aufgabe, wodurch aber der Anreiz nur verstärkt wurde. Ich hatte genügend Erfahrung, um zu erkennen, daß die allseits geübte Methode des heimlichen Herumschnüffeins mir nicht liegen würde imd meist auch nur zweifelhafte Resultate erbringt. Daher wandte ich mich kurzer Hand an den Präsidenten der Societe des Chemins de fer orientaux, Ritter von Schenk, auf daß er meine Auf- gabe unterstütze. Er tat dies in weitgehendster Art, und nicht geringer war die Mitwirkung des Generaldirektors in Konstantinopel. Allen Streckenchefs bestens anempfohlen, rekognoszierte ich in behaglich- ster Weise, größtenteils im Salonwagen reisend. Die erzielten Resul- tate waren dank dem Entgegenkommen des Generaldirektors die denkbar besten. Ich brauchte nur einige Daten zu verifizieren, den Bauzustand und jenen des Betriebsmaterials an Ort und Stelle an- zusehen und konnte ein mathematisch genaues Bild der militärischen Leistungsfähigkeit aller Balkanbahnen entrollen. Einige interessante Reisemomente möchte ich kurz erzählen. In Nisch erkannte mich ein serbischer Gendarmerieoffizier, der als Kadett in meinem Regimente gedient hatte. Ich war nun doppelt froh, keinen Paß auf falschen Namen, sondern einen auf ,,Infanterie- Hauptmann a.D., Vergnügungstourist" lautend, genommenzuhaben. Der Gendarm machte mir aber keine Schwierigkeiten, gab mir so- gar wertvolle Informationen über Persönlichkeiten und über die Stimmung im Lande. Sie war nichts weniger als erfreulich und fried- lich. Bei der rabulistischen Veranlagung des Serbenvolkes war dies nichtsAbsonderliches, doch gingen just damals die Wogen besonders hoch. Nachwehen des i^/j Jahre früher unglücklich geführten Krieges gegen Bulgarien, den man uns aufs Kerbholz schrieb, und weü man sich es auch nicht nehmen ließ, daß dessen operative An- lage beim Generalstab in Wien approbiert worden war. Von Vranja bis Uesküb war die Strecke erst im Bau. Ich mußte sie imWagen zurücklegen. Eine kostspieligeFahrt, überdies unsicher, da Raubanfälle auf türkischer Seite zu den alltäglichsten Vorkomm- nissen zählten. So ließen sich die Wagenlenker für die Gefahr reich- lich entschädigen. Im berühmten Amselfeld brach ein heftiges Ge- witter los, und der Kutscher weigerte sich, die Fahrt fortzusetzen, falls ich nicht meinen glänzenden Gummimantel auszöge, der seiner Ansicht nach, die räuberischen Arnauten anlocken könnte. Ichkam pudelnaß in Uesküb an, wo mich ein ehemaliger österreichischer Offizier, bei der dortigen Betriebsdirektion in Stellung, zu Gaste lud. Wenn wir dann des Abends in der Laube des Siationsgartens bei- sammen saßen, wähnten wir uns fast im Wiener Wald. 63
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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