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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Als Generalkonsul mit politischen Agenden, sozusagen Gesandter, fungierte Baron Burian, dessen Ministerkollege ich 25 Jahre später werden sollte. Ich konnte ihn damals nur flüchtig sprechen, da er schon zu jener Zeit ein sehr zugeknöpfter, großes Selbstbewußtsein zur Schau tragender Herr war. Nach Nisch zurückgekehrt, wohnte ich einer Militärparade bei, die einen günstigen Eindruck machte. Dagegen traten die Spaltungen im Offizierskorps fast offensichtlich zutage. Dabei behielt die unserer Monarchie feindselige Richtung zweifellos Oberwasser. Vor der Ab- reise geschah es mir, daß ich — die Bahnhofseinrichtungen nach- prüfend— das Abfahrtssignal verpaßte. Der Zug fuhr mir vor der Nase davon und mit ihm mein Reisegepäck, in dem wichtige, jeden- falls aber verfängliche Notizen verstaut waren. Ich zwang mich zur Ruhe, bat den Stationschef, meine Koffer in Alexinac hinausbug- sieren zu lassenundnahm einen Wagen,um diese Station zu erreichen. Die Höllenqualen, die ich während der zweistündigen Fahrt aus- stand, waren eine verdiente, aber harte Strafe für meine Unvorsich- tigkeit. Eine Zentnerlast fiel mir vom Herzen, als ich mein Gepäck unversehrt in Empfang nahm. In Alexinac fanden gerade die Skupschtinawahlen statt. Die austrophile Fortschrittspartei mit Garasanin an der Spitze war ge- stürzt, und die russophile radikale Risticpartei ans Ruder gelangt. Darob ein Radau, vom Offizierskorps des dort stationierten Kaval- lerieregiments kräftigst unterstützt. Eine armselige Wiener Damen- kapelle mußte buchstäblich die ganze Nacht die russische National- hymne spielen, die von nicht endenwollendem Ziviogebrülle begleitet wurde. Eine Huldigung, die auch mir persönlich mit galt, da die johlenden Herren mich als ,,Svaba" erkannt hatten. In Belgrad selbst ging es kunterbunt zu. Garasanin, vom Pöbel bedroht, schoß aus dem Fenster, und selbst der König fand es geraten, den Konak nicht zu verlassen. VonjenemMoment an hatten wir in Serbien ausgespielt. Das Treiben gegen die Monarchie nahm seinen Anfang, kristallisierte sich nach derErmordung der Obrenovic in feste Formen und leitete schließlich in den Weltkrieg hinüber. Nach Wien zurückgekehrt, öffnete ich gar nicht erst mein Reise- portefeuüle, sondern fuhr gleich weiter nach Berlin, wohin mich mein militärisches Herz schon lange gezogen. Ichkam gerade zurecht, um der Frühjahrsparade des Gardekorps beizuwohnen. Sie war wohl das glänzendste mÜitärische Schauspiel, das man in jener Zeit sehen konnte. Die wahrhaft strahlenden Truppen mit ihrer völlig stupenden Präzision, offensichtlich von der begeisterten Bewimderimg einer un- übersehbaren Zuschauermenge getragen. Der alte, glorienumstrahlte 66
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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