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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
Seite - 75 -
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Da ich kein Jäger bin, interessierten mich diese Verhältnisse nur insofern, als wegen des zu schonenden Wildes die Übungen oft un- angenehm beeinflußt wurden. Das Regiment fand ich besser, als ich es vermutet hatte. Und eigentlich waren es nur Kleinigkeiten, die,an den maßgebenden Stel- len verstimmten. Auch wollteman nicht vergessen, daß etliche Jahre früher die Unteroffiziere eines detachierten Bataillons dem greisen Kirchenfürsten von Diakovar, Bischof Stroßmayer, ein Huldigungs- telegramm gesendet hatten, zu einer Zeit, da er infolge seiner Re- sistenz gegen ungarische Prätensionen in Ungnade gestanden war. Die Mannschaft des Regiments bestand aus Kroaten, Serben, Schwaben und etlichen Magyaren, ähnlich wie beim Regiment 96. Dem höheren Kulturniveau der Slavonier und Syrmier entsprechend, traf man auch intelligentere Elemente mit relativ umfangreicher Schulbildung. Speziell die Berufsunteroffiziere bildeten, gleichwie in den meisten kroatischen Regimentern, eine eigene in sich abgeschlos- sene Klasse. Damals, wie schon lange vorher und auch noch 15 Jahre nachher, waren die Vorsorgen für die Schaffung eines in tmserem Heere be- sonders notwendig gewesenen Berufsunteroffizierskorps einfach kläg- lich.Man ließ dieDinge laufen, wie sie ebenliefen, undglaubtemitder Verleihtmg einigerGoldbörtchen an denÄrmelngenuggetanzuhaben. Bei den kroatischen Regimentern lagen die Verhältnisse günstiger, da dort noch das Ansehen und der Respekt vor dem bunten Rock des Kaisers aus der Zeit der entschlafenen Müitärgrenze bestand. Wenn man sich Mühe gab, konnte man ganz taugliche Kräfte ge- wiimen. Dieser Mühe unterzog ich mich gern und konnte mit dem Resultat zufrieden sein. In erster Linie förderte ich die Heiraten der Unteroffiziere mit den ziemlich wohlhabenden Töchtern des slavo- nisch-syrmischen Kleingrundbesitzes. In diesen relativ gut situierten Unteroffiziersfamilien entwickelte sich ein konservativer Sirm, ein bescheidenes Herrengefühl, was sich in und außer Dienst durch eine erhöhte Autorität vorteilhaft geltend machte. Das Offizierskorps des Regimentes fand ich infolge der abgelaufenen Vorkommnisse etwas gedrückt. Doch waren sehr viele tüchtige Ele- mente vorhanden. Ich erkannte es als meine wichtigste Aufgabe, auf den Geist einzuwirken und die Tradition zu heben. Meinen Ge- fühlen, meiner Auffassung und meinem eigenen W^erdegang ent- sprechend, waren es ausschließlich die altösterreichischen kaiserlichen Traditionen, die ich— womöglich bis zu einem gewissen Fanatis- mus— zu steigern bestrebt war. Auch das gesellschaftliche Auf- treten des Offizierskorps akzentuierte ich und trachtete dessen Stel- 75
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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