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Kapitel VIII
Generalmajor
Die Erreichung dieser Etappe erfüllte mich mit Befriedigung.
Schließlich hatte ich das 48. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt und
ich war so lebenskräftig, daß mich die Überzeugung durchdrang,
meine Stellung und noch weitere Dienstposten lange und vollkommen
ausfüllen zu können.
Mein erster Weg in der neuen Uniform galt der Kaserne, um das
erste Avertissementsignal, das das Erscheinen eines Generals kund-
tat, von einem (entsprechend belohnten) Hornisten meines Regi-
mentes zu hören.
Von ^Militär und Zivil geleitet, verließen wir die Stätte meines
fünfjährigen Wirkens. Längs des Bahndammes bis zur großen
Draubrücke von ,,Zivios" meines Regiments umbraust, von denen—
so glaube ich— viele ehrlichgemeint waren, fuhren wir ins Ungarland.
Zunächst nach Bratislava (Preßburg Pozsony) zur Vorstellung beim
Korpskommandanten Feldzeugmeister Erzherzog Friedrich, der dann
14 Jahre später durch die Laune des Geschickes in schwerster Stunde
^es Vaterlandes an die allererste Stelle gesetzt werden sollte.
Erzherzog Friedrich machte damals bei flüchtiger Begegnung den
Eindruck eines liebenswürdigen, fast könnte man sagen offenherzigen
Mannes, dem zum mindesten das konventionelle Wohlwollen hoch-
fürstlicher Persönlichkeiten eigen war. Tatsächlich besaß er es, vor-
ausgesetzt, daß es von seiner Umgebimg nicht eingedämmt oder etwa
in das Gegenteil verwandelt wurde, woraus seine Unverläßlichkeit
resultierte. Die geistigen Qualitäten höher als mittelmäßig einzu-
schätzen, würde Servüität bedeuten. Seine Büdung stand auf gleicher
Höhe mit seinen Geistesgaben, was als ein günstiger Zufall zu werten
war. Ein praktischer Hausverstand ließ ihn einfache Situationen
richtig erfassen, und ein guter Orientierungssinn kam ihm in mili-
tärisch-praktischen Dingen zu Hufe.
Militärfachlich von seinem Oheim, Erzherzog Albrecht, wesentlich
beeinflußt, blieb er bei den Lehren stehen, die er sich damals ein-
geprägt hatte, während Albrecht— eine geistig weit über das Mittel-
maß reichende Persönlichkeit — den heutigen Zeiten, mit ihren
gnmdhältig geänderten Werten, Einrichtungen und Potenzen, ge-
wiß Rechnung getragen haben würde und sich ihnen, bei allem Kon-
servatismus, auch anbequemt hätte. — Mechanisches Zusammen-
schieben von Reserven, kurze, geschlossen geführte Stöße und Gegen-
stöße und ähnliche, teilweise noch aus der napoleonischen Rüst-
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Eine Lebensschilderung
- Titel
- Aus Österreichs Höhe und Niedergang
- Untertitel
- Eine Lebensschilderung
- Autor
- Auffenberg von Komarów
- Verlag
- Drei Masken Verlag München
- Ort
- München
- Datum
- 1921
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.4 x 21.6 cm
- Seiten
- 536
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918