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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Landwehren. Ein Minimum in Anbetracht der großen Rückständig- keit, in der sich die Armee schon damals befand. Im österreichischen Parlament gelang es dem Landesverteidigungsminister Grafen Wei- sersheim, dieses erhöhte Kontingent durchzudrücken. In Ungarn war dies aber eine Unmöglichkeit. Auch der nächste Kriegsminister, Pitreich, war in seinen Bestre- bungen nicht glücklicher als sein Vorgänger. Den Ungarn war es in diesem Falle eben nicht um die Person, sondern um die Sache zu tun. Daß durch ein derartiges destruktives Verfahren die Siche- rung des Staates und dadurch auch Ungarns gefährdet würde, wollte weder dieOpposition noch dieöffentlicheMeinungsehen—selbstdann nicht, als die Situation schon nahezu katastrophaleFormen annahm. Über all dies war auch der leitendeMinisterpräsident, Koloman von Szell, derMann der „leidenschaftslosen Beharrlichkeit", gestürzt, und nach kurzem Interregnum Tiszas des Jüngeren gelangte Graf Khuen- Hedervary ans Ruder, dem man eine starke Hand zutraute. Diese Hand, deren Stärke sich allerdings während einer 20jährigen Banal- regierung inKroatien freientfaltenkonnte, wurdeaufeinmalsanftund gefügig, als es sich um den Kampf gegen die von einem großen Teil der öffentlichenMeinung getragene ungarische Opposition handeltei). So wurde auch Pitreich zu kontinuierlichem Nachgeben gezwungen, und schließlich wurden durch persönliche Intervention Khuens beim Monafthen die letzten Anforderungen schwachherzig preisgegeben. Heller Jubel in der Oppositionspartei, die, durch ihre Erfolge kühn gemacht, nun das Rekrutenkontingent überhaupt verweigerte. Die Armee sollte einfach verkümmern. Das aggressive Gebahren der Opposition hinderte die Heeresleitung nicht, eine Reihe interner Konzessionen vorzubereiten und durchzu- führen, besonders im militärischen Unterrichtswesen. Die in Ungarn befindlichen IMüitärschulen wurden zum guten Teile magyarisiert, die Unterrichtsbücher, namentlich die offizielle Geschichte, im national- ungarischen Sinne präpariert. Alles unter dem eingestandenen Vor- wand, der ungarischen Jugend den berufsmäßigen Eintritt in das Heer zu erleichtern,und unter dem uneingestandenenodermindestens übersehenen Vorwand, im Heere den ungarisch-nationalen Gedanken zur Geltimg zu bringen.— Im Sommer 1903 jagte die Kunde vom serbischen Königsmord 1) Es war ünmer das gleiche Spiel. Die Opposition stellte eine Forderung, die anfänglich von der Regierung und Majorität emphatisch zurückgewiesen wiu-de, um schheßUch dann doch in das Regierungsprogramm aufgenommen zu werden. Witzig'^und treffend^bezeichnete eimnal Apponyi diesen Vorgang: ,,Ich komme mir^vor wie jemand, dem beim Baden die Kleider gestohlen wer- den!" 86
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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