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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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stand auf dem Forterhalt des Donaureiches aufgebaut bleiben sollte. Es gab keine Zusammenstellung, die den Interessen Ungarns besser entsprochen hätte als die des Donaustaates, darin Ungarn zwar nicht die restlose Selbständigkeit besitzen, aber aufs beste leben und sich entwickeln konnte, um so mehr, als es in diesem Staatsgebilde weitaus die dominierende Rolle spielte. Zu jener Zeit erfüllte mich allerdings in erster Linie der Gedanke, daß der Bestand und das Wohlergehen Österreichs von der ungehin- derten Entwicklung des Donaureiches abhängig sei, welches ohnedies durch die dualistische Verfassung jeglicher Machterweiterung ent- sagen mußte. Ganz besonders lagen mir aber die Interessen der Dy- nastie am Herzen, Sie bildeten nach wie vor die Achse meiner poli- tischenErwägungen, und die religiöseVerehrung, diemirvonfrühester Elindheit anerzogen war, ließ mir die angestammten oder arro- gierten Rechte als ein unantastbares Heiligtum erscheinen. Ich war ein überzeugter, unbedingter Lehensmann, der aus innerster Seele heraus stets bereit war, für die Interessen des Erzhauses unter allen Umständen und mit ganzer Persönlichkeit einzutreten. Der Glaube, ja die Überzeugung, daß der Bestand des Reiches mit jenem der Dj'nastie stehe und falle, stand bei mir unverrückbar fest. Erst später erkannte ich, daß das Zerreißen dieses Bandes nicht unbe- dingt gleichbedeutend mit Leben und Tod des Staates sein müsse Was wäre das auch für ein Staat, dessen Existenz auf das Gedeihen einer einzigen Familie aufgebaut ist, gleichviel ob sie aus mehr oder minder schaffenskräftigen Mitgliedern besteht! Wäre es nicht, als stellte man eine mächtige Pyramide auf die Spitze statt auf die Basis und verlangte dann ungestörte Stabilität?^) In einem solchen Staate gäbe es keine Staatsbürger— nur Untertanen, Subjekte, deren einzige Daseinsberechtigung im Gedeihen der Dynastie und nicht des Staates gelegen wäre. Eine souveräne Gutsherrschaft mit einem hörigen Meierhof! Unmöglichkeitenim 20. Jahrhundert, derenVerwirklichung nicht einmal vom dj'^nastischen Standpunkte wünschenswert gewesen wäre. In jener Zeitperiode, die ich eben beschreibe, war ich aber vom Dogma ewiger Untrennbarkeit des Bandes zwischen Dynastie und Staat vollkommen durchdrungen. Diese Überzeugung, vereint mit jener, daß jegliche Lockerung der Bande und jegliche Herab- minderung der Wehrfähigkeit beider Staaten unbedingt zu verwerfen ^) Heute ist diese Pyramide längst umgestürzt imd dabei in viele amorphe Stücke zersprungen. Die Völker-, viügo Duodezstaaten vegetieren zusammen- hanglos nebeneinander. Das Weltenschicksal hat aber noch lange nicht ent- schieden, ob sie den gememsamen Weg in irgendeiner Form nicht doch noch werden gehen müssen. 90
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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