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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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und zu bekämpfen sei, ließ mich aus den Bekümmernissen nicht herauskommen, ein weiteres stumpfes indolentes Zuschauen jedoch völlig wie eine Pflichtverletzung empfinden. In diesem Sinne verfaßte ich im Februar 1904 ein Memoire, darin ich die Lösung imd Regelung der schwebenden staatsrechtlichen Fragen, vom Standpunkte des Militärs aus, eingehendst darlegte und auch die Mittel undWege hierzu vortrug. Ich wies darauf hin, daß just in jener Zeit die außenpolitischen Verhältnisse außerordentlich günstig lagen, und daß die vielen großen Fragen bereits keimten, die eine vollkommen ungeschmälerte, sogar potenzierte Aktionsfähigkeit der Monarchie in jeder Hinsicht entschieden forderten. Dieses Elaborat sandte ich im März an den Souschef des General- stabes. Den sich herausgebildeten Konstellationen angepaßt und überdies ergänzt, bekam es Ende 1906 der Chef des Generalstabes Conrad und Anfang 1909 der Kriegsminister Schönaich. Bei diesem blieb es, bis ich Minister wurde. Welche eigentümlichen Umstände dann dahin führten, daß es für einen Moment von aufregender Be- deutung wurde, will ich später erzählen. Jetzt, nach vielen Jahren, kann ich ganz objektiv sagen, daß die Lösung unter den damaligen Verhältnissen aller Wahrscheinlichkeit nach zu einem guten und raschen Erfolg geführt hätte. Schon aus dem Grunde, weil bei dem Aufbau die Zeitverhältnisse eine genaue Beachtung gefunden hatten. Etliche Jahre danach, als Franz Ferdinand davon erfuhr, lagen die Umstände schon ganz anders, wenngleich er es nicht zugeben wollte. Sokam es, daß jenes Elaborat unausgeführt blieb, gleich vielen andern Vorschlägen, die die ungarisch-österreichische Frage gründlich lösen wollten. Bald nach Übergabe meines Memoires kam die Bewegung, von der in Ungarn schon alle Gemüter in hohem Maße ergriffen waren, zum zeitweüigen Stülstand durch den dringenden beschwichtigenden Appell, den der als Politiker und Historiker angesehene Koloman Thaly tränenden Auges in offener Parlamentssitzung ergehen ließ. Die nun folgende mehrmonatige Ruhepause wurde erst im Herbst durch ein politisches Schreiben Tiszas an seine Ugraer Wähler ab- gebrochen. Der mittlerweüe entbrannteRussisch-JapanischeKrieg interessierte mich außerordentlich. Mit demHerzen stand ich eigentlichaufSeiten der Russen und bedauerte deren konsequente Mißerfolge. Bei die- sem Empfinden spielte allerdings der Gedanke mit, daß ein Echec in Asien die Russen wieder zu Aktionen in Europa veranlassen würde, was niemals zum Vorteil unseres Landes ausschlagen konnte. Eine Anschauung, die sich später als gerechtfertigt erwies. 91
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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