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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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als Minister des Innern eine maßgebende Rolle spielte. Dieser wollte den hypernationalen Widerstand, der schon völlig revolutionäre For- men annahm, mittels des allgemeinen Wahlrechtes brechen. Er stand damit auf der Plattform des Thronfolgers. Ob und inwieweit er tatsächlich dessen Vertrauensmann, eventuell Willensexekutor war, vermag ich nicht anzugeben. Immerhin neige ich, der ich später die politischen Anschauungen des Erzherzogs genau kennen lernte, der Ansicht zu, daß Franz Ferdinand Kristoffy sowie das ganze Mini- sterium Fejervary nicht allzu kräftig unterstützt haben mochte. Ge- nau genommen, hatte der Thronfolger im Innern eigentlich gar nichts dagegen, wenn die Dinge in Ungarn immer schlechter und schlechter liefen, denn er wollte— wenn der greise Kaiser einmal die Augen ge- schlossen hatte— schließlich als Retter auftreten. Dazu bedurfte er aber des allgemeinen, alle Nationalitäten umfassenden Wahlrechtes, mit dem er dann— einem Deus ex machina gleich— hervortreten und das Land in die ihm genehme Richtung lenken wollte. Ein vor- zeitiges Demaskieren dieser, seiner Ansicht nach wirksamsten Batterie im Kampfe gegen die Unabhängigkeits-, vulgo Losreißungsbestre- bungen hätte ihm gar nicht gepaßt. Ende 1905 bisApril igo6spieltensichinUngarnwieder dieheftigsten Kämpfe ab. Sie nahmen in manchen Orten einen direkt bedrohlichen Charakter an. Es kam erneut zu Rekrutenverweigerungen, zimi Ex- lex-Zustand, und im Parlament tobten oft die wüstesten Szenen. In dieser Radauperiode und auch nachher wurden die schwersten Fehler begangen. Die gewalttätige Nationalitätenpolitik ließ den Nationali- täten kaum eine andere Wahl als Entnationalisierung oder kultu- rellen Niederbruch. Das hinderte die ungarische Unabhängigkeits- partei aber nicht im geringsten, mit den kroatischen Dissidenten, die eine ausgesprochen staatsgefährliche Richtung einschlugen, in enge Berührung zu treten. Weiter das unverhüllte Bestreben, die Armee — wenigstens den ungarischen Teil derselben— zu ruinieren und schließlich sogar das Anknüpfen staatsgefährlicher Verbindungen mit dem Auslande (Serbien und Italien)— unverständliche Fehler und Verirrungen, die die Monarchie, besonders aber Ungarn, in die größte Gefahr bringen mußten. Es konntegeschehen, daßeinoppositioneller Politiker in offener Parlamentssitzung den tollen Ruf ausstieß: „Wir haben diese Armee zu einer Operettenarmee gemacht!" Ungarische Abgeordnete unternahmen einen politischen Ausflug nach Serbien, wobei der Abgeordnete Rakowsky die serbischeund ungarischeFahne kreuzte, um sie als Verbündete ,, gegen Wien" zu bezeichnen. Der Abgeordnete mit dem ,,urmagyarischen Namen Hock" rief den Ser- ben emphatisch zu: „Sie mögen neue Kanonen bestellen, aber nicht 93
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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