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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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von Schlundflüssen zerrissen, ein hochgelegenes Schlußplateau des schneebedeckten Velebit, das steil und jäh ins Meer abfällt. Zwei Drittel des Jahres von der Bora durchbraust, mit heißem Sommer und eisig kaltem Winter, verliehen diese rauhen klimatischen und topographischen Verhältnisse auch den Bewohnern etwas Hartes, Insichgeschlossenes. Seit der Provinzialisierung der Militärgrenze und dem vorherrschenden Einfluß des magyarischen Elementes tat man für das Land nicht viel, so daß es allüberall Primitivität, sogar tiefsteArmut gab, wodurch die lycute zu massenhafter Auswanderung gezwungenwurden. DieseAuswanderungnachNord-undSüdamerika förderte Ungarn auf das tendenziöseste. Durch die lyika fahrend, sah man daher vielfach verlassene, verödete Häuser, selbst Weiler und Dörfer, was einen traurigen Eindruck machte und berechtigten Un- willen hervorrief. Unzählige vorzügliche Soldaten wurden durch die Auswanderung von ihrerHeimatabgeschnitten, und mußten während des Weltkrieges im Feindesland als Arbeiter in den zahllosen Militär- etablissements, also gegen ihr eigenes Vaterland, dienen. Man hätte daraus eine gewaltige, vielleicht die Entscheidung bringende Armee formieren können. Gewöhnlich kehrten die Auswanderer nach meh- reren Jahren mit einem wahren I^andhunger heim, der sie veranlaßte, für den Wieder- oder Neuerwerb von Grund und Boden schwindel- erregende Preise zu zahlen. So hat eben jedes Böse doch sein Gutes. Die Perle in meinem Inspizierungsrayon büdete das nach dem Weltkrieg so heißumstrittene Fiume, das ungarische Emporium, das aber zu allen Zeiten einem Erisapfel in den politischen Beziehungen Kroatiens und Ungarns gUch. Diese Hafenstadt ist zum Teil eine Kunstschöpfung. Iinmerhin haftet ihr eine gewisse Großzügigkeit an, die durch die landschaftliche Szenerie bestens unterstützt wird. Die nahen Seebäder und Winterkurorte Abbazia, Lovrana, Crkvenica, landschaftlich der französischenund italienischen Rivierakaum nach- stehend, machten es erklärlich, daß Fiume zu den häufigst inspizier- ten Garnisonen der Monarchie gehörte. Und nun haben es die Welt- ereignisse zu einem Ort gestempelt, von dem aus möglicherweise die tiefgreifendsten Bewegungen ausgehen können. GelegentHch einer Truppenübungsreise ereignete sich, wie so oft in meinem Leben, ein Zufall, der, an sich bedeutungslos, dennoch einschneidenden Einfluß auf meinen späteren Lebensgang nehmen sollte. Der Korpskommandant klagte mir, daß er für den kommen- den Winter keine geeignete Kraft zur Verfügung habe, der er das Kommando über die Korpsoffiziersschule anvertrauen könnte. Ob- wohl die Kommandanten systemgemäß aus den Brigadieren zu wählen waren, machte ich mich erbötig, dieses Kommando zu über- 98
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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