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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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klug gewesen sein, nur verband er damit die Neigung zur Personal- politik, welche ihn rücksichtslos gegen alle handeln ließ, die seinen weitgehenden Aspirationen tatsächlich oder scheinbar im Wege standen. Meine Mission interessierte mich in hohem Grade, und ich wollte sie auf das beste ausführen. Nach einigen in Agram verbrachten Tagen, wo ich mir von den politischen Persönlichkeiten die Eindrücke erzählen ließ, die sie in Bosnien-Herzegowina empfangen hatten, fuhr ich nach Sarajewo. Zunächst inspizierte ich die Korpsschule, die der klarblickende Feld- marschalleutnant Karl führte. Dann machte ich mich mit allen po- litischen Persönlichkeiten bekannt: Ziviladlatus Baron Benko, den Sektionschefs Hörmann und Shek, Kreisvorsteher Baron MoUinary, Erzbischof Dr. Stadler und anderen. Sie alle kamen bald ungerufen zu dem ,,General aus Wien" imd trugen ihm ihre offenen und ge- heimen Schmerzen vor. So erfuhr ich in wenigen Tagen enorm viel und konnte den Schluß ziehen, daß unsere Position in den Oklcupa- tionsländern unhaltbar sei, wenn wir nicht bald zur Annexion schrit- ten. Vom I^andeschef angefangen versicherten mich dessen alle loyalen Elemente so dringend und wohlmotiviert, daß ich erkannte, wir hätten keine Zeit mehr zu verlieren, um so weniger als man im I^aufe der Jahrzehnte schon eine ganze Reihe guter Gelegenheiten versäumt hatte. Ganz besonders setzte sich der I^andeschef dafür ein. Dies war umso höher zu werten, als er im ganzen I^and Ver- trauen und Achtung genoß. Auch Erzbischof Dr. Stadler war Feuer und Flamme für dieAnnexion. Dieser typischeVertreter derEcclesia militans, leuchtendes Beispiel der Loyalität und eifriger Vertreter seiner Idee, befand sich damals gerade in einer politischen Unan- nehmlichkeit, die ihm seine übermäßigen Bekehrungsbestrebungen zugezogen hatten, wodurch er zu den orthodoxen Serben in unüber- brückbaren Gegensatz geriet. Jedenfalls war Stadler eine der Säulen unserer nach dreißigjährigem Bestände immer noch auf schwanker Basis ruhenden Herrschaft. Der vielseitigen Eindrücke voll, verließ ich Stadt und Land, um eine kleine Reise über Ragusa, Cattaro, Antivari, Durazzo, Valona nach Korfu zu unternehmen. Vom Wetter begünstigt, fuhren wir (ich und mein Gehüfe, Major Schirmer) auf einem Küstendampfer und lernten die Orte kennen, an die sich im Laufe der folgenden Jahre geschichtliche Ereignisse knüpfen sollten. Die Animosität, die die eingeborenen Völkerschaften, Montene- griner, katholische und mosleminische Albanesen, Türken, Serben imd Kutzo-Walachen untereinander beherrschte, kam beinahe offen- 112
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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