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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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sequent eingehalten worden, hätte das Schicksal des Staates viel- leicht einen anderen Lauf genommen. Mein Grundsatz: „Durch Vielheit zur Einheit" hätte möglicherweise zu einem Staatswesen geführt, das bei aller föderativen Vielgestaltigkeit doch einen ge- meinsamen Kern und— was noch mehr galt— im großen ein ein- heitliches Zielgehabthätte. Ichwarüberzeugt, daßschondamalsdarin das einzige Heil der Monarchie und der Nationen zu finden gewesen wäre, da die Aufrechterhaltung des starren, vielfach auch ungerechten Systems desDualismus nichtmehr länger bestehen, imd der brennende Wunsch der Völker nach Autonomisierung nicht mehr länger unter- drückt werden konnte. Ich fuhr nach Böhmen und inspizierte die Josefstädter Korpsschule auf den Schlachtfeldern von 1866. Wie imposant und stimmungsvoll erschien mir und uns allen damals das Königgrätzer Feld in seiner stummen Größe, und wie relativ klein, völlig winzig repräsentiert es sich wohl jetzt all jenen, die im Weltkrieg kämpften. Mit dem Be- such der Schulen inPragundInnsbruck absolvierte ich deneinmaligen Zyklus meiner Inspizierungstätigkeit. Die vielfachen Eindrücke, die ich während desselben gewonnen hatte, im Zusammenhang mit den Studien und Beobachtungen, die mich hinsichtlich der Offiziersverhältnisse während meiner ganzen Dienstzeit beschäftigt hatten, veranlaßten mich, ein Memoire zu ver- fassen. In meinen spätem Jahrenwurde es mir völlig zur Gewohnheit, meine Gedanken über wichtige Fragen organisatorischer, politischer, müitärischer Natur zu Papier zu bringen. Oftzum Nutzen der Sache, manchmalzumSchaden meiner Person, da ich mich stets einer großen Offenheit befleißigte. Dieses Memorandum behandelte ich mit tiefer Gründlichkeit, hob die Vorzüge unseres Offizierskorps hervor, die in einer entsprechenden Sach- und Fachkenntnis, in eifriger Pflichterfüllung und in außer- ordentlicher Genügsamkeit und Anpassungsfähigkeit bestanden. Da- bei bildete jedoch die ihm gleichfalls innewohnende Bescheidenheit und I^enksamkeit schon den Übergang zu dessen Schattenseiten, da sievom Mangel kräftiger Männlichkeitund selbstbewußter Charakter- stärkekaum mehr zu unterscheiden waren. Daraus entstammte auch dernurmäßig entwickelte Gemeingeistund die meistgänzlicheSchutz- losigkeit, in die jeder geriet, der als einzelner durch widrigeUmstände oder durch Einflüsse mißwollender, aber einflußreicher Persönlich- keiten oder am Ruder befindlicher Kreise schwierigen Situationen auf Gnade und Ungnade preisgegeben war. Konnte er sich da selbst nicht helfen, war er bös daran. An seinen Vorgesetzten und Kame- raden fand er nur selten einen Rückhalt. 5- 115
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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