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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Tatsache— etwas anderes war's ja nicht— im Auslande, besonders in dem uns feindlichen Auslande, hervorrief. In Serbien zischte eine wahre Woge des Hasses auf. Dadurch erfaßte die weiten Schichten der eigenenBevölkerungeineVerblüffung. Dochauch dieoberstenund maßgebendstenKreiseschienenvon dieserGefühlsexplosionüberrascht. Man hatte doch angenommen, daß der mit den einzelnen Mächten vorher gepflogene Meinungsaustausch— in erster Linie die histo- rische Konversation der beiden Minister in Buchlau— alle Schwierig- keiten geebnet hätte. Und nun mußte man mit Befremden und Un- willen vernehmen, wie dieses kleine Serbien von Rußland entweder gar keine oder ganz entgegengesetzte Weisungen erhalten haben mochte. Was auf mündliche oder schriftliche Vereinbarungen zu geben sei, konnte man damals wieder deutlich erkennen, wenn man's nicht schon früher aus der Geschichte aller Zeiten wissen wollte. Doch auch dieses, am eigenen Leibe erfahrene Exempel zog nicht, und die Kunst der Traktate und Traktätlein feierte auch weiter Orgien, bis endlich— für uns sehr unzeitgemäß— die Schicksals- stunde schlug. In Serbien und— wenngleich gedämpfter— in Montenegro kamen nun die Resultate der agitatorischen Tätigkeit zu glänzender Ent- wicklung. Die Massen, das ganze Volk schrie: „Krieg gegen Öster- reich!" Und der Haß brauste wie ein Samum über die Save und Drina nach Ungarn, Kroatien und Bosnien herein. Daselbst strömten zahlreiche Elemente zu, die teils freiwillig, teils durch Überredtmg und selbst Zwang in den Bannkreis der südslawisch-serbischen Be- wegung hineingezogen worden waren. Diese Agitation, an deren äußerlich erkennbare Spitze der serbische Kronprinz, der überleiden- schaftliche Prinz Georg, sich gestellt hatte, nahm gleich in den ersten Tagen so bedrohliche Formen an, daß unsere Donauflottille in Semlin konzentriert wurde, und— was weit wichtiger war— ernste Kon- ferenzen in Budapest stattfanden, wo der Kaiser anläßlich der dort tagenden Delegation weilte. Diesen Konferenzen wurde sehr bald auch der Chef des General- stabes beigezogen, da man sich des Ernstes der Situation bewußt zu werden begann. Eine gerechte Beurteilung muß sagen, daß Conrad von allem An- fange an den einzig richtigen Standpunkt einnahm: jeglichen Wider- stand sofort, womöglich im Keime, zu ersticken und am Balkan energisch jene Ordnung herzustellen, die unsern damaligen Inter- essen entsprach. Hatte man schon allzulange der Entwicklung der Dinge teilnahmslos zugesehen und wiederholt günstige Gelegenheiten verpaßt, so gab nun ein gütiges Geschick doch wieder den Moment, 120
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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