Seite - 128 - in Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung

scheinend unmotiviert daliegende Granitblock machte auf mich den Eindruck einer pompösen Theaterdekoration— allerdings einer von größter Dauerhaftigkeit, da das Gestein zu den ältesten Gebilden der Erdkruste zählt. Anläßlich eines Diners, das der Kaiser dem General der Infanterie Baron Fejervary zu dessen sojährigem Jubiläum als Theresienordens- ritter gab, teilte mir der Kriegsminister mit, daß ich zum Komman- danten des XV. Korps ernannt sei. Die tatsächliche Ernennung er- folgte aber erst einige Monate später, so daß ich noch Gelegenheit hatte, alle Instruktionsbehelfe für die Korpsoffiziersschulen zu beenden und hierdurch meinem Nachfolger reinen Tisch zu über- geben. Kapitel X Kommandierender General in Sarajewo Im Oktober verließ ich Wien und fuhr meiner neuen Bestimmung entgegen. Trotz des erreichten Zieles fiel mir der Abschied von der Residenz und den gewohnten Dienstverhältnissen nicht leicht. In erster I^inie, da meine Gesundheit damals geschwächt war, dann auch aus dem Grunde, weil ich das instinktive Gefühl hatte, ich würde an meinem nunmehrigen Chef, Armeeinspektor und Landeschef Vare- §anin, keinen Freund finden. Auf der Reise nach meinem Bestimmungsort besuchte ich inAgram denschwer erkrankten Dr.JosipFrank. Eswar die letzteBesprechung, da in Bosnien meine politische Tätigkeit abflaute, vielmehr sich nur auf die internen Vorgänge dieses I^andes bezog. Frank genas nicht mehr und starb im folgenden Jahre. Bei aufopfernder, aufreibender lyebenstätigkeit war ihm das erstrebte Ziel versagt. Er war ein wackerer begeisterter Kämpfer seiner Idee, die sich mit den großen undnaturgemäßenDaseinsbedingungen der Monarchie vielleicht hätte vereinen lassen. Der folgende Tag brachte mich in die erste große Station meines Territorialbereiches, Banjaluka. Daselbst fand sich auch mein Generalstabschef, Oberstleutnant von Boog, ein. Über diese hervorstechende Persönlichkeit, die in den folgenden drei Jahren einen nicht unwesentlichen Einfluß auf mein Wirken und selbst auf mein Schicksal nahm, sei hier eine kurze Charakteristik dargelegt. 138