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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
Seite - 133 -
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erhielt den Auftrag, in letzter Hinsicht ein Memorandum zu ver- fassen. Es sei erwähnt, daß dieses Memorandum ähnlichen Inhalts war wie jenes, das ich zwei Jahre vorher dem Minister Aehrenthal übermittelt hatte— nur noch gründlicher und alle Organisations- zweige umfassend. Eine interessante Tabelle über die Provenienz der in meinen Korpsbereich eingeteilten 800 Berufsoffiziere war bei- geschlossen. Sie erbrachte, daß 15% aus Offiziersfamüien stammten, 25% aus Kjeisen höherer staatlicher Beamter, gutsituierter Privat- beamter, Gutsbesitzer usw., der gesamte Rest— gut 60%— aus den untern Ständen. Daraus erhellt, daß man unserem Offizier- korps nichts weniger als junkerlichen Einschlag nachsagen konnte. Nach Sarajewo zurückgekehrt, nahm ich an den Vorbereitungen für den Kaiserbesuch teÜ, deren politischen Teil die Landesregierung besorgte. Wie die Folge lehrte, wurde da gute Arbeit getan. Dem Zufall wurde möglichst wenig überlassen. Für die Truppenschau, die pompös und glanzvoll ausfallen sollte, traf ich alle Anordnungen persönlich, da ich mir auch das Kommando über dieselbe erbeten hatte. Ende Mai langten aus Wien ganze Konvois von Galaequipagen mit dem dazugehörigen Marstall, Gardereitern, Automobilen, die Hof- küche usw. ein. Die Unterbringung war nicht leicht und ergab eine nicht unerhebliche Dissonanz zwischen Varesanin und mir, die für den Moment wohl ausgetragen wurde, später aber Kpnsequenzen zeitigen sollte. Der Kaiser traf amMorgen des 30. Mai in Bosnisch-Brod ein, wo- selbst alle Dignitäre des Landes versammelt waren. Das Empfangs- programm, in allen Teilen festgelegt, wurde zu unserm Schrecken vom Kaiser selbst durchbrochen, der kreuz und quer durch die dichte Volksmenge schritt. Es ereignete sich aber weder hier noch sonst- wo der geringste widrige Zwischenfall. Ein Beweis für die ausgezeich- neten Anordnungen sowie dafür, daß die großserbische Agitation noch nicht jenen Punkt erreicht hatte, die vier Jahre später das welt- bewegende Ereignis auslösen sollte. Längs der ganzen Reisestrecke waren festlich gekleidete Banderien aufgestellt, durchwegs in Reih imd Glied postiert, mit dem Ortsvorsteher und Popen an der Spitze, eine schwarz-gelbeund eine nationale Fahneam Flügel. Hierbei taten sich just die serbischen Gemeinden durch äußere Ordnung hervor. Rührend war der Empfang in Sokolac, wo eine große Kinderschar die wohleinstudierte Volkshymne sang, zu der ein in der Ferne auf- steigendes Gewitter die symphonische Naturbegleitung gab. Beim Einzug in Sarajewo, von Regierung, Stadt und Land groß- artig inszeniert, stand die ganze Garnison Spalier. Der Weg war vorsichtshalber so gewählt, daß der Entfaltung großer Menschen- 133
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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