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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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vernünftig, rationell und vor allem nicht kommissig— gewinntman soam sichersten dasVertrauen und den Respekt seiner Untergebenen. Vertrauen und Respekt, die nicht nur auf die goldenen Borten und silbernen Sterne aufgebaut sind. Dezember 19lo besuchte ich mein Regiment, vielmehr die in der Stabsstation Szaszvaros dislozierten Teile, und verbrachte bei den braven ,,Auffenbergern" angenehme Soldatentage. Indessen war in Wien eine lebhafte Delegationssitzung im Gange, wobei der Kriegsminister Schönaich die Kredite für die endliche Er- neuerung des Wehrgesetzes vom Jahre 1889, sowie für die Heeres- ausgestaltung zu erkämpfen hatte. Damit war die Einführung der zweijährigen Dienstzeit sowie die vollständige Novellierung des Mili- tärstrafverfahrens verbunden. Bei diesen Kämpfen war sich Schönaich des Rückhaltes seines kaiserlichen Herrn und der Müitärkanzlei gewiß. Anderseits machte sich die Gegnerschaft des Thronfolgers und des Chefs des General- stabes offensichtlich geltend. Bei beiden lagen nebst den sachlichen auch persönliche Motive vor. Überdies bei Franz Ferdinand derUm- stand, daß— seiner Meinung nach— Schönaich den nationalunga- rischen Forderungen gegenüber zu nachgiebig geblieben war. Bei Conrad, daß Schönaich den von ihm dringendst gestellten Wünschen hinsichtlich der Armeeausgestaltung Zustimmimg und Eintreten ver- sagt hatte. Der Krieg wurde leidenschaftlich geführt, wobei der Minister sich kleiner demagogischer Mittel bediente und in offener Parlaments- sitzimg (ohne Namensnennung) seine beiden Gegner an den Pranger stellte. Dies reizte den temperamentvollen Erzherzog aufs äußerste. Er drang beim Kaiser mit größter Entschiedenheit auf den Rück- tritt Schönaichs und stellte mich als dessen Nachfolger hin. Damit begann der Krieg um diesen Posten. Er währte fast ein Jahr. Der Erzherzog ging schließlich als Sieger hervor, und der Siegespreis— meine Person— tauchte mit allem Haß beladen empor, den solche Kämpfe stets auszulösen pflegen. Franz Ferdinand wollte, daß der Wechsel sofort erfolge, traf damit aber auf den Widerstand des Kai- sersund der Militärkanzlei. Letztere, repräsentiert durch die Generale Bolfras und Marterer, tat ihr Möglichstes, den greisen Herrn zu be- stärken. Ich selbst verhielt mich vollkommen passiv. Ich wußte, daß es ein Danaergeschenk sei. Auch fühlte ich viel zu tief die Ver- antwortung, die tmter den obwaltenden Umständen auf mir lasten würde, als daß ich persönlich mehr als sozusagen meine stülschwei- gende Einwüligung hinzugefügt hätte. Am Schluß der Delegation war es klar, daß der Thronfolger vorerst nicht durchdringen würde. Im- 141
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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