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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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war, die Mitgliederzahl in Bosnien— allen voran in Sarajewo— so zu lieben, daß sie diejenige aller anderen Kronländer überbot. März 1911 kam es deutlich zum Ausdruck, daß der Rücktritt Vare- sanins baldigst erfolgen würde. Da vollzog sich im ganzen Lande eine ausgesprochene Bewegung, die mich zum Nachfolger wissen wollte. Der Kaiser hatte volle Kenntnis davon. Doch bei dem ge- ringen Maß an Gunst, das mir zuteil war, hatte die mächtige Gegen- strömung leichtes Spiel. Diese Gegenströmung ging von der Militär- kanzlei, in erster Linie von deren Chef, Baron Bolfras, aus. Dieser von Gefühlsregungen sonst wenig angekränkelte Mann war von einer schwärmerischen Verehrung für Feldzeugmeister Potiorek durch- drungen und nützte seine dienstliche Stellung, um den Monarchen in diesem Sinne zu beeinflussen. Auch Franz Ferdinand verhielt sich gegen die für meine Person eingesetzte bosnische Bewegung ab- lehnend. Er wollte mich für den Ministerposten in Reserve halten. Überdies schien damals sein für mich gehegtes Wohlwollen momentan herabgemindert. Einer jener Stimmungsumschläge, die leider seine Charaktereigentümlichkeit waren und Ohrenbläsereien mitunter auch untergeordneter Elemente Tür und Tor öffneten. Mitte März, als ich einige Tage in Wien weilte, war Potioreks Er- nennung"feststehend. Ich suchte ihn auf und stellte ihm meine Per- sonal- und Detailkenntnisse zur Verfügung. Wir sprachen eingehend und herzlich, wenngleich ich mir bewußt war, daß unser Zusammen- wirken nicht ohneSchwierigkeiten verlaufen würde. Zwei ausgeprägte Persönlichkeiten mit übergreifenden Kompetenzen am gleichen Platz werden letzten Endes fast immer Rivalen. Anfang Mai traf ein Expreßbrief des Obersten Brosch ein, darin er mir mitteüte, daß der Thronfolger erneut, diesmal mit Erfolg, seine Ideen bezüglich des Ministerwechsels vorgetragen, und daß ich die Berufung baldigst erwarten könne. Nach wenigen Tagen kam die Nachricht, daß Franz Ferdinand mit dem Kaiser neuerdings brouilliert sei, und die Angelegenheit wieder hinausgeschoben wer- den müsse. In jener Zeit gab's interessante Besuche in Sarajewo. Türkische Offiziere, begeisterte Anhänger der jungtürkischen Richtung, die ge- radezu stürmisch die Europäisierung der Türkei und deren enge Ver- bindung mit Österreich-Ungarn verlangten, und hierbei für das radi- kalste Mittel schwärmten.— Dann derbekannteJesuitenpaterGrafGalen, dersichoffenbaraufIn- tention Franz Ferdinands und der Herzogin von Hohenberg zwecks Orientierung der Verhältnisse im Lande aufhielt: ein päpstlicher Le- gat, der den Streit zwischen weltlichemKlerus, Erzbischof Dr.Stadler 144
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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