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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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mocht, da doch mein eigentlicher Mandatar, der Thronfolger, An- schauungen hatte, die jenen der Ungarn schnurstracks entgegen- liefen. Im folgenden Kapitel werde ich berichten, wie Tisza und ich durch den Zwang der Verhältnisse hart aneinander gerieten, was in jeder Hinsicht zu bedauern war. Tisza bedeutete die markigste und positivste Individualität Ungarns, ja der Monarchie überhaupt. Eine providentielle Persönlichkeit, die stürmischer Zeiten bedurfte, um zur vollen Entfaltung zu gelangen. Durch Brosch wurde ich von der Fortdauer der Kämpfe in der Ministerfrage in Kenntnis gehalten. Es war fast eine Prestigefrage geworden, deren Lösung beim Erzherzog eine wahre Leidenschaft- lichkeit hervorrief, beim Monarchen jenen Starrsinn, der just auf dem Gebiete gerne betätigt wurde, das noch immer den letzten Rest einstiger vollster Selbstherrlichkeit repräsentierte. Unter diesenUm- ständen gedieh die Reinkultur an Ohrenbläserei, Hinterträgerei und Vernaderung, die ihre Verästelung in die verschiedensten Preßorgane trieb. Die Gegensätze zwischen Kaiser und Thronfolger spitzten sich derart zu, daß Franz Ferdinand sich weigern wollte, den Armee- manövern beizuwohnen. Schließlich fand man sich damit ab, daß' ein Ministerwechsel stattfinden würde, doch ,,nur nicht der Auffen- berg, nicht der Vertrauensmann des Thronfolgers!" Die Militär- kanzlei, das Kriegsministerium, viele Hofwürdenträger waren darin eines Sinnes, und auch solche schrieen mit, die mich kaum oder gar nicht kannten. Dafür wendeten sich schon damals viele Stimmen meinem spätem Nachfolger, Feldzeugmeister Krobatin, zu. Er besaß die Gunst des Kaisers und der Militärkanzlei in reichem Maße und hatte überdies alle Eigenschaften eines allseits zusagenden öster- reichischen Ministerkandidaten. Mir wurde die Sache von Tag zu Tag odioser, so daß mich letzten EndesnurderWunschbeseelte,davonnichtsmehrzuhörenundzusehen. Ich begrüßte daher die beginnende Manöverzeit, die mich aus diesem widerlichen Intrigennetz auf ein mir sympathisches Arbeitsfeld zog. Die Übungsperiode fand auf der Hochebene von Kalinovik und in der Zelena Gora statt, knapp an der montenegrinischen Grenze. Ein herrlicher Urwald in pittoresker Gegend, auf deren Bergschroffen Gemsen klettern und die Adler um ihre Horste kreisen. Tief unten ein still-weihevoller Gebirgssee, an dessen Ufern schon oft die blutig- sten Kämpfe getobt und auf dessen Grund viel hundert tapfere Streiter gebettet liegen. Diese Manöver begannen mit einer groß angelegten kombinierten Schießübung, die ich selber leitete. Mir war daran gelegen, das Zu- sammenwirken von Infanterie und Artillerie bei einem Angriff recht 149
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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