Seite - 3 - in Aus Österreichs Vormärz - Galizien und Krakau

Großmächte. Die polnischen Patrioten^) machten vergeb- liche Anstrengungen, England für das Projekt Alexanders zu gewinnen, das — so versicherten sie — keine Gefahr in sich berge; denn Polen würde nach wenigen Jahren seine Selbständigkeit erringen und als ein unabhängiger Staat das stärkste Bollwerk Europas gegen Rußland bilden. Wohl ließ der Zar, und zwar infolge Drängens seiner russi- schen Berater, den Gedanken fallen, Litauen dem neuen Reiche einzuverleiben, an den übrigen Punkten seines Pro- gramms jedoch hielt er mit eherner Beharrlichkeit fest. Sonach war die polnische Frage noch ungelöst, als der Wiener Kongreß zusammentrat'") und am grünen Tisch die Neugestaltung Europas verfügte. Endlose Intrigen wurden angesponnen, die Diplomaten suchten sich gegen- seitig zu überlisten und schon hatte es den Anschein, als wollte der Zar die Anerkennung seiner polnischen Forde- rungen mit dem Schwerte erzwingen. Schließlich siegte Talleyrand, der Schlaueste der Schlauen, und das schwierige Geschäft endigte mit einem vSchacher. Rußland erhielt den größten Teil von Warschau ^^) als ein Zarenreich; Preußen die sogenannten alten Provinzen nebst dem polnischen Netzedistrikt'-); Osterreich das Land am rechten Ufer der oberen Weichsel und den Tarnopoler Kreis, während Stadt und Gebiet von Krakau — trotz Einwendungen Metter- nichs, der die Übeln Folgen dieser Schöpfung voraussah— zu einem Freistaat erklärt und unter den Schutz der drei Teilungsmächte gestellt wurde. Sämtlichen polnischen Unter- tanen Rußlands, Österreichs und Preußens sicherte man eine Repräsentation und nationale Einrichtungen zu, jedoch »nach Maßgabe des politischen Daseins, das jede der be- teiligten Regierungen ihnen zu gewähren für nützlich und passend finden wird«. Der erste, der dieses Versprechen einlöste, war Alex- ander. Mit Unrecht wird behauptet, daß er sich hiebei von den Einflüssen La Harpes habe leiten lassen. ^•^) Der Zar folgte vielmehr einzig und allein dem Gebote nüchternster