Seite - 5 - in Aus Österreichs Vormärz - Galizien und Krakau

Aufschwungs^), geordnete Verwaltung und die Aussicht, durch kluges Verhalten dem Zaren gegenüber auch den nationalen Aspirationen einen größeren Spielraum zu ver- schaffen, sollten preisgegeben und dem nationalen Gedanken aufgeopfert werden. Es bildeten sich weitverzweigteGeheim- bünde, immer mehr durchdrang der revolutionäre Geist die Schichten der Gesellschaft und er ergriff die Armee, die Polen der Großmut Alexanders zu verdanken hatte, um so leichter, als sie ohnehin infolge des napoleonischen Ein- schlags antirussisch gestimmt war. Nach langem Zögern schritt man im Jahre 1830 ange- sichts der feindseligen Haltung, die Zar Nikolaus gegen- über Frankreich beobachtete, zur Tat. Im November brach die Revolution aus, die sich in ihrer dreifachen Eigenschaft als aristokratisch-militärisch-nationale Bewegung wesentlich von der großen französischen Revolution unterschied. ^'^) Im Verlauf des Kampfes legte die polnische Nation Proben ihres Heldenmutes, aber auch ihrer Uneinigkeit ab. Libe- rale und Gemäßigte s*) befehdeten einander; diese wollten den Weg zur Aussöhnung mit Rußland offen halten, jene hingegen um keinen Preis von dem Verzweiflungskampf ablassen, den sie mit Hilfe der Grundsätze der neuen Schule siegreich zu bestehen hofften. Die Liberalen drangen mit ihrer Anschauung durch, der äußerste Schritt wurde getan: die Entthronung des HausesRomanow verfügt, eine Nationalregierung eingesetzt und den altpolnischen Pro- vinzen Rußlands erklärt, daß jeder aufständische Bezirk die Rechte wieder erlangen werde, die vor den Teilungen gel- tend g"ewesen seien. Der Gegensatz der Parteien aber blieb, zum Unheil für die oberste Leitung und die Kriegführung, nach wie vor bestehen. Er offenbarte sich auch in der wichtigen Robotfrage : die I^iberalen drangen im Reichstag auf Be- seitigung der Frondienste und auf Verleihung von Grund und Boden an den Landmann; dieser Vorschlag war keines- wegs im Sinne der aristokratischen Partei, der es schließ-