Seite - 8 - in Aus Österreichs Vormärz - Galizien und Krakau
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teils von Ruthenen bewohnten Gebieten herrschte ohnehin-
seit jeher eine mehr feindliche Stimmung gegen die Polen
und man neigte sich eher dem religionsverwandten Russen-
tum zu. So war es, wenige Ausnahmen abgerechnet, einzig
und allein die Schlachta, die mit ihrem zahlreichen An-
hange von Dienstleuten die nationale Sache förderte und
die Revolution unterstützte.
Die österreichische Regierung stand hingegen auf dem
Boden der Legitimität. Sie richtete seit dem Ausbruche
der polnischen Revolution ihr Augenmerk auf die Erhal-
tung derRuhe in Galizien und traf daher militärische und
polizeiliche Vorkehrungen: es erfolgten die Zusammen-
ziehung verfügbarer Regimenter und die Einstellung des
Truppenabmarsches aus Galizien; die Paß- und Auswande-
rungsvorschriften wurden schärfer als bisher gehandhabt,
die Korrespondenzen genauer überwacht, öffentliche Blätter
bis aufweiteres verboten und man untersagte auch die Aus-
fuhr von Waffen, Sensen und Munition nach Warschau und
Krakau.
Immerhin befliß sich der Landesgouverneur Fürst Lob-
kowitz der äußersten Milde, um die polnischen Patrioten
in guter Stimmung für Österreich zu erhalten. Auch die
Wiener Regierung wollte, trotz allen Vorsichtsmaßregeln,
Schonung üben und w'omöglich ihre völkerrechtliche Pflicht
gegenüber Rußland in Einklang bringen mit der Be-
rücksichtigung nationalen Empfindens. Deshalb wurden, als
sich im April 1831 ein polnisches Korps nach Galizien ge-
flüchtet hatte, nicht die Empörer, sondern bloß die ihnen
abgenommenenWaffenund Munitionsstückean Rußland aus-
geliefert; allerdings war man dabei auch von der Absicht
geleitet, den Einwendungen der Westmächte sowohl wie
den revolutionären Umtrieben vorzubeugen und dem Nach-
barstaat durch den Rücktransport der Aufständischen keine
Verlegenheit zu bereiten.
Die Stimmungsberichte lauteten jedoch wenig erfreu-
lich: nicht bloß der niedere Adel, auch die katholische
Aus Österreichs Vormärz
Galizien und Krakau
- Titel
- Aus Österreichs Vormärz
- Untertitel
- Galizien und Krakau
- Autor
- Hanns Schlitter
- Verlag
- AMALTHEA- VERLAG
- Ort
- Zürich - Leipzig - Wien
- Datum
- 1920
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.0 x 18.89 cm
- Seiten
- 148
- Schlagwörter
- Epoche, 19. Jahrhundert, Nationalismus, Liberalismus und Sozialismus
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918