Seite - 10 - in Aus Österreichs Vormärz - Galizien und Krakau

drei Schutzmächte berechtigt, ihre Truppen in den Frei- staat einrücken zu lassen. Preuf3en trat dieser Abmachung bei, die bald danach in den drei Staaten, allerdings nur teilweise, veröffentlicht wurde. ^^) Dennoch bildeten sich in Galizien immer wieder ge- heime Gesellschaften, die auch mit den ungarischen Polen- freunden in Verbindung standen. Die Österreichische Re- gierung wußte davon, beschränkte sich aber lediglich auf die Herausgabe eines Rundschreibens, worin das Guber- nium vor diesem Treiben warnte und die einschlägigen Paragraphe des Strafgesetzes wörtlich anführte.-'') Sie wollte das Land durch Milde und Steuernachlaß '") in bessere Stimmung bringen und sie glaubte, der weiteren Ausbreitung liberaler Ideen vorbeugen zu können, indem sie Galizien sowohl wie den Freistaat von den Flücht- lingen säuberte, der studierenden Jugend den Besuch der Krakauer Universität bis auf weiteres untersagte und den Polizeidienst noch strammer als bisher organisierte.-^^) Im übrigen sah sich die Regierung schon durch das Beispiel, das Rußland gab, zur Hebung des materiellen und geistigen Wohls Galiziens veranlaßt. ^-) Sie förderte das Unterrichtswesen, belebte Handel und Gewerbe durch Errichtung einer Kreditanstalt-^"^) und wandte in gleicher Weise dem Bau von Eisenbahnen ihre Aufmerksamkeit zu.-'^) Sie legte der Entfaltung und Pflege der Landes- sprache keinerlei Hindernisse in den Weg, brachte viel- mehr derartigen Bestrebungen Interesse •entgegen ^^) und nur die Ausschreitungen des Polonismus suchte sie hint- anzuhalten. Das Gesuch des galizischen Landtages ^*'), die Gerichte nicht mehr wie bisher bloß in lateinischer und deutscher, sondern auch in polnischer Sprache amtieren zu lassen, wurde daher abgelehnt.-'^) Denn es war dem Lande ohnehin schon das Zugeständnis gemacht worden, daß die Kenntnis der polnischen Sprache und der Ausw^eis darüber zum Eintritt in den politischen Dienst erforderlich seien. ^^) Man hegte den Verdacht, daß der Landtag es lO