Seite - 14 - in Aus Österreichs Vormärz - Galizien und Krakau

Der Landesreferent empfahl die Bewilligung der stän- dischen Bitte ^''); die übrigen Mitglieder der Hofkanzlei stimmten aber für den Vorschlag des Erzherzogs, den Wirkungskreis der Kommission nur insoweit auszudehnen, als sie die gesetzlichen Hindernisse einer freiwilligen Ab- findung feststellen und zugleich Mittel und Wege ihrer Beseitigung . angeben sollte. Im Staatsrat ergaben sich gleichfalls Meinungsverschiedenheiten ^'j, wobei von zwei Seiten gewichtige Einwendungen gegen eine auch nur teilweise Ablehnung der ständischen Eingabe erhoben wurden: man wies auf die neuerlichen revolutionären Um- triebe in den westlichen Kreisen Galiziens und auf die stets bewährte loyale Haltung des Landvolkes hin, das die zu seiner Verführung ausgesandten Emissäre der Propa- ganda anhalte und den Gerichten überantworte. Die Regie- rung solle daher den Ständen nicht die Möglichkeit bieten, dereinst sagen zu können, dal3 sie die von ihnen bean- tragten Verbesserungsvorschlage zurückgewiesen habe. ''^) Sie möge vielmehr den Ständen weiten Spielraum lassen — mißlinge die Sache, »so könnten sie den ungün- stigen Erfolg nur sich selbst und ihren Einleitungen zu- schreiben«.''*') Während dieser Beratungen brachen in Krakau und Galizien Unruhen aus, nach derenBewältigung sich die Regie- rung genötigt sah, die Regelung des Untertänigkeitsverhälf- nisses nun selbst in die Hand zu nehmen und zu raschem Abschluß zu bringen. Infolge des Umstandes, daß die demokratische Partei der polnischen Emigration inzwischen die Oberhand über die übrigen erlangt hatte, ergab sich eine Änderung des Operationsplanes; denn fortan nahmen Posen und Galizien die erste Stelle ein, wogegen das Zarenreich Polen, die Domäne Czartoryskischer Aspirationen, in die zweite Linie zurückgeschoben wurde. Man beabsichtigte, in jenen beiden