Seite - 21 - in Aus Österreichs Vormärz - Galizien und Krakau

bewerkstelligen zu lassen und dem Grafen Wrbna schon jetzt oder doch nach dem Abzug der Russen und Preußen''") die IMilitärverwaltung zu übertragen. Trat Preußen dem nicht hindernd in den Weg, so erübrigte als letztes die Durchführung der Annexion. »Aus Krakau gehen wir nicht mehr heraus«'-") — dieser Satz enthielt das ganze künftige Programm Metternichs, das aufGrund der geheimen Abmachungvom Oktober 1835 seine Verwirklichung finden sollte. Noch durfte darüber nichts verlauten. Man leitete bloß das Erforderliche ein, dem Kaiserstaat das ausschließliche Besatzungsrecht zu er- wirken, unterstellte ferner den Grafen Wrbna der Staats- kanzlei''-) und wies ihn an, jede seiner Anordnungen »im Namen der drei Schutzmächte zu treffen«.'-*^) Graf Wrbna vertrat mit Geschick die Interessen der Monarchie, denn er setzte es dui-ch, daß nicht bloß eine günstige Dislokation der Okkupationstruppen, sondern auch die Übertragung der provisorischen Verwaltung an einen österreichischen General erfolgte. '^^) Er übergab jedoch, mit nachträglicher Genehmigung des Kaisers, die Geschäfte dem Feldmarschalleutnant Grafen Castiglione.^^) Inzwischen hatte Metternich der russischen Regierung erklärt, daß er den Zeitpunkt für geeignet erachte, die Bestimmungen des GeheimVertrages zu erfüllen; angesichts der Haltung Preußens hatte er zugleich den Wunsch ge- äußert, daß der Zar den ersten Schritt tue.^^) Dieser war, wenn auch ohne jeden Erfolg, bereits getan worden^'): Der preußische Minister Canitz wich damals einerErörterung über die Abmachung von 1835 aus und bezeichnete es als gefährlich, an irgend einer Bestimmung des Wiener Kon- gresses zu rütteln. ^'^) Immerhin zeigte sich Nikolaus gerne bereit, einen zweiten Versuch zu wagen, und er sandte daher seinen Generaladjutanten Berg nach Berlin.^^) Infolge- dessen betraute der Wiener Hof den Staats- und Konferenz- minister Grafen Ficquelmont mit einer ähnlichen Mission^*'"); denn beide Kaiserhöfe sollten dem preußischen Nachbar 21