Seite - 27 - in Aus Österreichs Vormärz - Galizien und Krakau

Ansehens Österreichs keinen Aufschub erfahren dürfe. ^") Stand man doch auch unter dem Eindrucke der neueriichen Drohung des Zaren, den Krakauer Freistaat dem russischen Reiche einzuverleiben, wenn Österreich noch länger zögern sollte. >:'2) Unschwer überzeugte nun Metternich den Bevollmäch- tigten Preußens, man müsse— »um allen Einstreuungen von Seite Frankreichs zuvorzukommen« — den i6. No- vember als den spätesten Termin festsetzen. Er selbst aber teilte die Anschauung Kübecks, wonach es aus finanziellen Rücksichten geboten erschien, dieVerwaltung des Krakauer Gebiets womöglich bald in vollen Einklang mit der Gali- ziens zu bringen. ^^3) Metternich beantragte sonach— ent- gegen seinem früheren Votum '^^)— , daß der mit der Be- sitzergreifung Krakaus betraute Hofkommissär auch die Leitung der Verwaltung übernehmen und Organisations- vorschläge erstatten solle. Die Staatskonferenz verhehlte sich zw^ar nicht, daß die Annexion die Kabinette der West- mächte zu lebhaften diplomatischenErörterungen und ebenso die Journalistik zu breitspuriger Behandlung politischer Fragen veranlassen werde; immerhin, sprach sie sich, in Würdigung aller Gründe, für Metternichs Anträge aus. Diese wurden am 6. November vom Kaiser genehmigt, weshalb die Präsidenten der beteiligten Hofstellen den Auftrag erhielten, »unter dem Siegel strengsten Geheim- nisses« die nötigen Vorkehrungen zu treffen. '^•^) An demselben Tage unterzeichneten die drei Bevoll- mächtigten der Schutzmächte ein Protokoll, worin sie er- klärten, daß die Notwendigkeit eingetreten sei, den Berliner Traktat vom 15. April zu erfüllen. ^^*^) Die Rechtfertigung dieses Schrittes bildete den Gegenstand eines umfang- reichen Schreibens, das die in Paris und London beglau- bigten Minister anwies, den beiden Höfen die Einverleibung Krakaus in den Kaiserstaat zu notifizieren. '^') Während sich dieKuriereaufdemWegenachLondonund Parisbefanden,wurde derGubernialratGrafMoritzDeymzum 27