Seite - 35 - in Aus Österreichs Vormärz - Galizien und Krakau

Gift eingeimpft hatte, glaubte sicher zu sein, daß der Bauer gar bald die Bajonette gegen sich gerichtet sehen und ihr daher in die Arme eilen werde. ^'^^) Nun rächte es sich, daß der wiederholte Ruf nach Vermehrung der Truppen unbeachtet geblieben war. Der Erzherzog hatte die Kräfte der Revolution unterschätzt und zu deren Niederschlagung die galizischen Regimenter wohl für ausreichend gehalten, das flache Land aber nicht mit Streifkorps überziehen lassen.^^^) Auch eine In- spektionsreise in die am meisten heimgesuchten Landes- teile änderte nichts an der optimistischen Auffassung des Prinzen. Denn er hielt die Gefahr für beseitigt und die Vermehrung der Truppen blieb trotz traurigen Erfahrungen noch immer eine vSache, »worüber— so wurde nach Wien geschrieben — niemand bei Seiner königlichen Hoheit etwas auszurichten vermag«.i*^) Der Erzherzog glaubte die Ruhe und Ordnung wieder herstellen zu können, indem er in den verlassenen Dominien die politischen Agenden erster Instanz provisorisch durch ex offo-Mandatare ver- sehen und die widerspenstigen Gemeinden belehren und ermahnen ließ. ^"°) War man doch nach seinem Dafürhalten dem Bauer zu Dank verpflichtet und schon deshalb ge- nötigt, ihm mit Güte zu begegnen. ^'"'^) In Wien huldigte man der gleichen Anschauung und erachtete es trotz viel- fachen Bedenken als »ein Glück«, daß sich die Bauern für die Regierung erhoben hatten.i^-) Metternich veran- laßte sogar den Monarchen, die Bevölkerung nicht bloß an ihre Pflicht zu erinnern, sondern »seinen treuen Ga- liziern« auch in feierlicher Weise zu verkünden, wie sehr er ihren »Biedersinn« und ihre »unerschütterliche« Loyalität anerkenne.^^•') Schon dieses Manifest zeigte, daß der Staatskanzler Besorgnisse hegte, mochte er auch die Fremdmächte des Gegenteils versichern.i^^) Inzwischen v/ar der galizische Landesreferent bei der vereinigten Hofkanzlei, Ritter von Zaleski, nach Galizien entsandt worden, damit er der Wiener Regierung eine ^* 35