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sehen Verschwörung auf ultrademokratische Umtriebe zu-
rück-^'), ohne sich jedoch, wie dieser es tat, über denUm-
fang der Gefahr zu täuschen. Oft genug forderte er zu
strenger Beachtung »der schlechten Chance« auf; seine
Stellung war aber, wie er mit Recht bemerken durfte,
»eine ganz eigentümliche«, und brachte es mit sich, daß
er seinen Rat in entscheidenden Fragen der inneren Politik
nicht immer geltend machen konnte. -O'-)
Unter derartigen Verhältnissen hatte nun die Wiener
Regierung nicht bloß wie bisher der revolutionären Pro-
paganda entgegenzuarbeiten; sie mußte auch die Wirkungen
einer staatsgefährlichen Lehre durch enisprechende Maß-
regeln auszugleichen trachten. Nach wie vor blieb der
Kleinadel infolge seiner nationalen Bestrebungen den Ein-
flüssen der demokratischen Partei zugänglich und er war-
tete — gedemütigt und erbittert und in steter Angst vor
neuen Untaten der Grundholden — nur den günstigen
Augenblick ab, noch einmal das Äußerste zu wagen. Das
Landvolk wiederum hielt es allem Anschein nach nur so
lange mit der Regierung, als sie ihm nicht bloß Vertrauen,
sondern auch Furcht einzuflößen wußte; schwand einmal
der Glaube an ihre Stärke, dann konnte es verhängnisvoll
werden, daß bereits ein Angehöriger des Bauernstandes
über fünfzig Gemeinden von sich abhängig gemacht hatte,
die ihm blindlings gehorchten. ^'•^) Abseits lauerten die Ver-
schwörer und harrten bloß eines günstigen Erfolgs ihrer
Wühlereien, um in den von Militär fast entblößten mitt-
leren und östlichen Kreisen der Provinz die gleiche kom-
munistische Bewegung hervorzurufen. Wohl kündeten die
Stimmungsberichte, daß ein derartiges Unternehmen gewiß
mißlingen und sich der Dreschflegel des ruthenischen Bauers
zur Verteidigung der Regierung erheben würde; diese
wollte es aber denn doch nicht auf eine Wiederholung der
Greuelszenen ankommen lassen, wie sie in Westgalizien
stattgefunden hatten; und da nur ein kräftiges militärisches
Aufgebot die Umsturzpartei und das Landvolk im Schach
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Aus Österreichs Vormärz
Galizien und Krakau
- Titel
- Aus Österreichs Vormärz
- Untertitel
- Galizien und Krakau
- Autor
- Hanns Schlitter
- Verlag
- AMALTHEA- VERLAG
- Ort
- Zürich - Leipzig - Wien
- Datum
- 1920
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.0 x 18.89 cm
- Seiten
- 148
- Schlagwörter
- Epoche, 19. Jahrhundert, Nationalismus, Liberalismus und Sozialismus
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918