Seite - 44 - in Aus Österreichs Vormärz - Galizien und Krakau

kannte nicht den Einfluß, den sie als Fortschi'itt der Zeit auf die Geister ausübten, und wollte sie verwerten, inso- weit sie im Staatsinteresse entwicklungsfähig- erschienen, um sich gleichsam gegen die Auswüchse der Demokratie immun zu machen; eben deshalb wurde die Forderung erhoben, daß die Lösung der Agrarfrage nicht, auf Galizien allein beschränkt bleibe, sondern für die ganze Monarchie, mit Einschluß Ungarns und Siebenbürgens, erfolge.-'^'') Diese gute Absicht ging jedoch während des alten Re- gimes nicht in Erfüllung. Der Posten eines Statthalters blieb einstweilen noch frei und es wurde auf Antrag Kolowrats der mährisch- schlesische Landesgouverneur Graf Rudolf Stadion zum außerordentlichen Hofkommissär für Galizien ernannt'^-"'}; er kannte die Eigentümlichkeiten des slawischen Volks- stammes und besaß Eigenschaften, die ihn als den geeig- netsten iSIann zur Übernahme einer wichtigen Mission er- scheinen ließen. 2^') Diese bestand in Herstellung eines dauerhaften guten Einvernehmens zwischen Grundherrn und Untertan und in Reform der Verwaltung, wobei die Hofkanzlei durch die Koordinierung Stadions eine Ent- lastung erfahren sollte. '-^^j Der Hofkommissär hatte ferner dem Landvolk den Wahn zu benehmen, es sei die Robot ohne eine vollständige Entschädigung der Dominien auf- gehoben und es könnten Erleichterungen ertrotzt werden. Der Instruktionsentwurf gründete sich auf die Bestim- mungen der kaiserlichen Resolutionen vom 9. März und 13. April. '-^•M Graf Stadion äußerte jedoch den Wunsch, nur die notwendigsten JMaßregeln ergreifen und alles über- gehen zu dürfen, was die künftige Einrichtung Galiziens entscheidend beeinflussen oder auf die übrigen Provinzen der Monarchie wesentlich einwirken könnte. Er hielt daher die Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit für einen 44