Seite - 46 - in Aus Österreichs Vormärz - Galizien und Krakau

Untertan fast gänzlich beseitigte. In dem langsamen Gang der Untersuchungen und Prozesse sah er nicht das Streben nach unparteiischer Gerechtigkeit, sondern die Scheu vor tatkräftigem Auftreten. Selbst im Osten der Provinz begann es zu gären ; einzelne Gemeinden verweigerten die Fron- dienste, während der Adel dem russischen Nachbar die größeren obrigkeitlichen Machtbefugnisse neidete. Die Feinde der Regierung aber ruhten nicht und schürten von neuem die allgemeine Erregung. Eine dauernde Beruhigung, so hieß es in den Stimmungsberichten, sei nur im Falle baldiger Ablösung der Robot möglich, Stadion blieb trotzdem bei seiner Meinung. Er hielt die Robot für eine naturgemäße und der Arbeitskraft des Bauers entsprechende Leistung; nicht sie, sondern die Höhe und ungleiche Verteilung der Lasten und deren Miß- verhältnis zum Ertrage der pflichtigen Grundstücke sah er als die eigentliche Ursache des Übels an.-^^) Er empfahl daher zu dessen Behebung die schon von Kaiser Josef II. geplante Regelung der Fronen und Giebigkeiten nach Maßgabe des Bauernguts'-'''*'), wobei er im Hinblick auf die Landesverhältnisse die Hälfte des Reinertrages als Maß- stab der untertänigen Leistungen vorschlug.-^') Er wollte es ferner den einzelnen Untertanen und auch ganzen Ge- meinden überlassen, sich innerhalb einer bestimmten Frist entweder für die früheren oder die neugeregelten Schuldig- keiten zu entscheiden, da diese nicht jedem als die leichtere Bürde erscheinen mußten.2^-) Graf Stadion bezweckte mit der von ihm angeregten Reform, die einer künftigen Verfügung über Reluierung- und Ablösung der Robot keineswegs Vorgriff, den Aus- gleich der Gegensätze und die Erlösung des Landvolkes aus trostloser Verarmung. Er verschloß sich allerdings nicht der Einsicht, man werde eines Tages die Feudal- lasten überhaupt abschaffen müssen; nur wollte er vorerst die Untertanen sozial emporheben und zu rechtlichen Eigentümern der Grundstücke machen, die sie seit den 46