Seite - 12 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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12 Karel Hruza
Der international denkende Urkundenforscher Santifaller fand diese im patriotischen Inte-
resse Österreichs, der Bolzano-Forscher Winter […] im Dienste für ein besseres Deutsch-
land. Das unterscheidet beide, die einander in Respekt begegnet sind, erheblich von so
prominenten Akademiemitgliedern und Nazihistorikern wie Harold Steinacker […] oder
Wilhelm Bauer […], die nach 1945 mit den ‚Auswüchsen‘ des nach innen und außen bar-
barischen Deutschen Reiches nichts zu tun gehabt haben wollten und dessen Niederlage
bedauerten.“
Pavel Kolář meint in „H-Soz-u-Kult“, das Buch kann „als eine Krönung der bisherigen
Forschungsarbeit“ innerhalb der österreichischen Historiografiegeschichte bezeichnet wer-
den ; „es enthält nur scheinbar Biographisches : Vielmehr behandelt es Zentralfragen der Wis-
senschafts- und Politikgeschichte, wie das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Ideologie,
zwischen Institution und wissenschaftlichem Einzelwerk oder zwischen kontinuierlicher aka-
demischer Karriere und einer brüchigen politischen Gegenwart“. Er betont des Weiteren,
dass neben der „unverhüllten Politisierung der Geschichtswissenschaft und ihrer Indienst-
nahme für politische Zwecke […] gerade die Zone der subtilen Politisierung der ‚eigentlichen
Forschung‘ von Interesse [ist], bzw. politische Aspekte der Tätigkeit jener Historiker, die sich
grundsätzlich als ‚reine Wissenschaftler‘ verstanden haben“.11 Er kritisiert aber, dass „die vom
Herausgeber betonte Einbettung der österreichischen Historiographie in den internationalen
Rahmen, sowohl in Hinsicht auf die Rezeption ausländischer Ansätze und Methoden als
auch bezüglich der ‚Ausstrahlung‘ […] nach außen“ hätte „stärker zum Vorschein kommen
können“. Zudem „wäre generell die Bedeutung des Instituts für österreichische Geschichts-
forschung für die moderne Mittelalterforschung stärker auszuarbeiten“ gewesen.
Ota Konrád, der in „Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen
Länder“ das Buch als „insgesamt einen wichtigen Forschungsbeitrag“ ansieht, meint, dass
die Beiträge, die „von einer breiteren Quellengrundlage ausgehen“, die in der Einleitung
genannte „Zielsetzung einer Interpretation von Leben und Werk der Historiker im Kontext
ihrer Zeit einlösen“, die „methodologische Vielfalt der einzelnen Beiträge […] jedoch zur
Folge [hat], dass der Gesamtzusammenhang des Werkes mitunter nur schwer zu erkennen
ist“.12 Und : „Zu Recht wird daher der Sozialisation der Historiker große Aufmerksamkeit
gewidmet. Mehrere Beiträge zeigen, wie deren persönliche Erfahrungen mit dem kulturell,
sprachlich und ethnisch gemischten Milieu der österreichischen Monarchie ihre wissen-
schaftliche Tätigkeit, das Verständnis für die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen
Aufgaben der Geschichtsschreibung beeinflusst haben.“ Schließlich regt der Rezensent an,
den Kreis der aufzunehmenden Historiker zu erweitern : „Dieses ‚deutschösterreichische‘
Kriterium hat zwar seine Berechtigung, doch führt die Konzentration auf sudetendeutsche
11 Siehe wie auch im Folgenden Kolář (wie Anm. 2).
12 Siehe wie auch im Folgenden Konrád (wie Anm. 2).
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien