Seite - 15 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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Österreichische Historiker 1900–1945. Eine Einleitung 15
Peter Vodosek bemerkt in „Bibliothek. Forschung und Praxis“, dass „den Herausgeber
– und nicht nur diesen“20, es nachdenklich stimmt, dass „von den […] porträtierten Per-
sonen vielleicht nur eine, die das Dritte Reich bis 1945 durchlebt hat, dieses – und das nur
an dessen Ende – als menschenverachtende Diktatur empfunden oder sich wesentlicher
Freiheiten beraubt gefühlt hat“21. „Zugleich ist die Wahl des Zeitabschnitts 1900–1945 ein
substanzieller Beitrag zur österreichischen Zeitgeschichtsforschung, die sich gegenüber der
deutschen zwar verspätet, jetzt aber nicht weniger ‚rücksichtslos und umfassend‘ der düste-
ren Vergangenheit stellt.“22 Trotz des Fehlens wichtiger Historiker (etwa Brunner, Redlich,
Srbik) repräsentieren die 19 behandelten „Wissenschaftler […] nichtsdestoweniger einen
breiten Querschnitt unter verschiedenen Gesichtspunkten“, wobei auch die Porträts Heigls
und Krallerts ihre Berechtigung haben. Und weiter : „Es ist beeindruckend, in welchem
Umfang es gelungen ist, neues Archivmaterial aufzuspüren und die Porträtierten authen-
tisch darzustellen. Die Beiträger verfügen über den erforderlichen unbestechlichen (nicht
nur quellen-)kritischen Blick und kommen zu begründeten Urteilen, nicht aber Verurtei-
lungen. Thomas Bernhard hätte wohl auch hier gesagt, ‚es ist nichts zu loben, nichts zu
verdammen, nichts anzuklagen‘. Dieses bleibt dem Leser überlassen, dem es nicht schwer-
fallen wird, sich seine Meinung über Verstrickungen und Verfehlungen der Protagonisten
zu bilden.“
Frank-Rutger Hausmann meint in „Informationsmittel (IFB). Digitales Rezensions-
organ für Bibliothek und Wissenschaft“, die Autoren des Buches, das „vorzüglich und
sorgfältig gemacht“ ist, hätten „sich nicht mit der Sichtung vorliegender Studien und der
Auswertung des Primärschrifttums der in Frage kommenden Historiker begnügt, sondern
mehrheitlich umfassende Archivstudien angestellt, die den Porträts eine eindrucksvolle
Tiefenschärfe verleihen und viel wenig oder Unbekanntes zu Tage fördern“.23 Er bemerkt
aber auch : „Über die Unterschiede zwischen österreichischen und deutschen Historikern
hätte man gerne mehr gewußt, insbesondere über das Wechselspiel von großdeutscher und
prononciert ‚österreichischer‘ Denkhaltung bei den Österreichern, wobei diese zwischen
monarchistisch und republikanisch schwankt. Auch die spannungsreichen Beziehungen
zu Deutschland allgemein oder Fragen der Konfessionalisierung hätten systematischer be-
trachtet werden können. […] Ein interessanter Unterschied zwischen österreichischen und
deutschen Historikern besteht sicherlich darin, daß die ersten im seit 1854 bestehenden
Ins titut für Österreichische Geschichtsforschung eine Art Kaderschmiede besaßen und
noch besitzen, die für die Qualität derer garantiert, die sie durchlaufen haben. […] Insge-
20 Siehe wie auch im Folgenden Vodosek (wie Anm. 3).
21 Zitat aus dem ersten Band 34.
22 Siehe wie auch im Folgenden Vodosek (wie Anm. 3).
23 Siehe wie auch im Folgenden Hausmann (wie Anm. 4).
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien