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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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Michael Tangl (1861–1921) 25 ruflichen Tätigkeit in den Archiven zunächst des Innen-, dann des Finanzministeriums und der Lehrtätigkeit an der Wiener Universität verfasste er seine bis heute als Stan- dardwerk geltende Arbeit über die päpstlichen Kanzleiordnungen8 und begann, an der von Mühlbacher geleiteten Edition der Diplomata Karolinorum für die MGH mitzu- arbeiten, als er 1895 als Extraordinarius an die Philipps-Universität in Marburg an der Lahn berufen wurde. Wegen der ein Jahr zuvor auf Initiative Heinrich von Sybels und Paul Fridolin Kehrs in Marburg eingerichteten „Archivschule“, einer Ausbildungsstätte in den historischen Hilfswissenschaften nach Wiener Vorbild, die einen besonderen Platz im universitären Studienablauf einnahm, kam die Berufung nach Marburg Tangl sehr entge- gen9. In Marburg arbeitete Tangl weiterhin an den Karolingerdiplomen und widmete sich besonders den Urkundengruppen von Bremen und Verden sowie von Hersfeld und Fulda, wobei ihn seine Forschungen über die Fuldaer Urkunden10 zu einer intensiven Beschäfti- gung mit dem Leben des heiligen Bonifatius11 und dessen Briefen führten. Von Marburg wurde Tangl im Juni 1897 als außerordentlicher Professor an die Ber- liner Friedrich-Wilhelms-Universität berufen. Nach dem überraschenden Tod Wilhelm Wattenbachs sah er sich als alleiniger Vertreter der historischen Hilfswissenschaften mit sinkenden Hörerzahlen im Bereich der mittelalterlichen Geschichte konfrontiert ; dem- entsprechend schwierig gestalteten sich die ersten Jahre – gerade für den Österreicher und Katholiken Tangl – in Berlin12. Auch nachdem er im Jahr 1900 zum ordentlichen Professor ernannt worden war, empfand er sich im Wissenschaftsbetrieb und privat als isoliert, freundschaftliche Beziehungen pflegte er lediglich zu dem MGH-Mitarbeiter Os- wald Holder-Egger und dem Rechtshistoriker Karl Zeumer13. Äußerliche Anhaltspunkte 8 Die päpstlichen Kanzleiordnungen von 1200 bis 1500, hg. v. Michael Tangl (Innsbruck 1894). 9 Gerhard Oberkofler, Über den Einfluß der österreichischen Schule der historischen Hilfswissenschaften in Berlin. Die Berufung von Michael Tangl (1861–1921) nach Berlin (1897) und seine Wahl zum ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften (1918), in : Tiroler Heimat. Jb. für Geschichte und Volkskunde 51/52 (1987/1988) 233–241, spricht die Vermutung aus, dass Kehr Tangl, den er in Wien am IÖG kennen gelernt hatte, als seinen Nachfolger ins Spiel gebracht haben könnte (hier 234). Tangl selbst hätte allerdings eine akademische Laufbahn in Österreich vorgezogen : Ich wäre 1895 dem Ruf als Extraordinarius nach Marburg, der für mich, der bereits mit Weib und Kind belastet war, in mancher Hinsicht einen Sprung ins Ungewisse bedeutete, nicht so unbedenklich gefolgt, wenn nicht meine Aussichten für die akademische Carrière in Österreich dermaßen schlecht gestanden hätten […]. Brief Tangls an Albert von Werminghoff, 08.05.1906, Mün- chen, Archiv der MGH, B 425. 10 Vgl. etwa Michael Tangl, Die Fuldaer Privilegienfrage, in : MIÖG 20 (1899) 193–252. 11 Vgl. hier etwa Michael Tangl, Das Todesjahr des Bonifatius, in : Zs. des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde NF 27 (1903) 223–250. 12 Schaller, Tangl (wie Anm. 1) 103–117, hier besonders 114–117. 13 Kehr, Tangl (wie Anm. 6) 141, sah den Grund für Tangls bleibende Distanz zu seiner neuen Heimat Berlin vor allem in dessen zu unterschiedlichen Wesensart begründet : „Er war eine weiche und konziliante Natur ; hier aber stießen die Menschen scharf aufeinander […]. Vor den berühmteren Kollegen trat er bescheiden in
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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