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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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26 Andrea Rzihacek und Christoph Egger scheint es für dieses Gefühl kaum gegeben zu haben, auch die Teilnehmerzahlen seiner Vorlesungen und Übungen nahmen in den folgenden Jahren in kontinuierlicher Weise zu14. Neben der Weiterarbeit an den Karolingerurkunden war Tangl zudem 1898 von den MGH mit der Bearbeitung der älteren fränkischen und italienischen Gerichtsurkunden – der Placita – beauftragt worden. Trotz einer Reihe von Archivreisen, die schließlich eine nach seinen Angaben so gut wie vollständige Materialsammlung hinsichtlich der frän- kischen Placita zur Folge hatten, wurde die Fertigstellung immer wieder aufgeschoben. Dem Urteil Kehrs zufolge war nach Tangls Tod weder die Materialsammlung vollständig, noch das Vorhandene in einem druckfertigen Zustand15. Ohne Zweifel hatte es sich um ein Projekt gehandelt, das Tangl pflichtgetreu übernommen, dem er sich aber wohl nie mit großer Begeisterung gewidmet hat. Hingegen hatte Tangl im Zuge der Bearbeitung der Karolingerurkunden ein neues Gebiet entdeckt, dem er sich mit Hingabe zuwandte, die tironischen Noten. Die Ent- zifferung dieser im antiken Rom entwickelten Kurzschrift, die noch in merowingischen und karolingischen Urkunden für Kanzleivermerke verwendet wurde, war damals erst wenigen Gelehrten, unter ihnen Theodor von Sickel und französischen Forschern wie Pierre Carpentier, Jules Tardif und Maurice Jusselin, ansatzweise gelungen. Nach einer sehr mühsamen Phase der Einarbeitung entwickelte sich Tangl bald zum anerkannt bes- ten Kenner der Tachygrafie und verfasste dazu nicht nur mehrere grundlegende wissen- den Hintergrund ; auch die Regierung tat nichts, seine Lage zu verbessern […] in dieser schneidenden Luft, wo gemütliches Behagen nicht gedeihen will und wo die Verhältnisse der rechten Entfaltung seiner Eigenart nicht günstig waren, ist er nie recht heimisch geworden und trotz aller Erfolge als Lehrer und Gelehrter wohl auch nie glücklich gewesen.“ Hermann Krabbo bemerkt in seinem vor dem Verein für Geschichte der Mark Brandenburgs gehaltenen Nachruf auf Tangl : „Bei alledem ist er aber – mochte er auch gelernt haben, gut preußisch zu empfinden – im Grunde doch stets ein echter Österreicher geblieben ; nach den Bergen seines Vaterlandes hat es ihn immer wieder hingezogen […].“ Vgl. den Abdruck dieser Rede in den SB des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung vom 12.10.1921, in : Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 35 (1923) 1–6. Heinrich Fichtenau, Diplomatiker und Urkundenforscher, in : MIÖG 100 (1992) 9–49, hier 39, spricht sogar wenig beschönigend von einer „Fehlentscheidung“ Tangls, den Ruf nach Berlin angenommen zu haben, denn dieser sei von seinen Berliner Kollegen „eher von der folkloris- tischen Seite betrachtet und […] nicht als gleichranging angenommen“ worden. 14 Schaller, Tangl (wie Anm. 1) 116f. Durchwegs positiv wird Tangls Wirken in Berlin auch heute noch beur- teilt, vgl. etwa Eckart Henning, Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin, in : Geschichtswissenschaft in Berlin im 19. und 20. Jahrhundert. Persönlichkeiten und Institutionen, hg. v. Reimer Hansen, Wolfgang Ribbe (Veröff. der Historischen Kommission zu Berlin 82, Berlin/New York 1992) 365–408, hier 373–375, 392 und 397. 15 Paul Kehr, Bericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae Historica 1921, in : NA 45 (1924) 1–13, hier 8.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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