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Michael Tangl (1861–1921) 33
mit ihr von nahezu allen, die ihn persönlich kannten und sich – meist in Form von
Nachrufen – zu seiner Biografie äußerten, besonders hervorgehoben wurde36 und auch in
seinen regelmäßigen sommerlichen Besuchen zum Ausdruck kommt.
Besonders während seiner Studienzeit in Wien37 nahm Tangl am reichen kulturellen
Leben der Hauptstadt regen Anteil, er war Mitglied des Wiener Männergesang-Vereines
und regelmäßiger Besucher in den Wiener Theatern. Die Frau, die er schließlich heiratete,
Georgine Nüchtern, hatte nach ihrer Gesangsausbildung eine Karriere als Opernsängerin
angestrebt. Dazu kam es jedoch nicht, da sie sich 1890 entschloss, den Heiratsantrag Mi-
chael Tangls anzunehmen. Die Hochzeit fand Ende Juli 1892 in der Karlskirche in Wien
statt, im Mai des folgenden Jahres wurde als erstes Kind des Paares die Tochter Georgine
geboren. 1897 – bereits in Marburg – folgte die Geburt eines Sohnes, der auf den Namen
Eberhard getauft wurde. Gemeinsame Musikabende, an denen Tangl seine Frau am Kla-
vier begleitete, bildeten einen regelmäßigen Fixpunkt im Privatleben der Familie und be-
zogen auch Freunde und Schüler Tangls mit ein38. Bereits in Marburg, besonders aber in
Berlin konnte sich das Ehepaar nur schwer in seine neue Umgebung einleben. Tangl selbst
blieb zeitlebens in Berlin ein Fremder, als der er offenbar besonders an seiner sprachlichen
Färbung erkennbar blieb : „Er gehörte nicht zu denen, die jeder kannte ; aber den Kopf
mit dem scharfen Profil des Alpendeutschen, der hohen Stirn, dem straffen Haar vergißt
nicht, wer ihn sah. Man spürte auch am ganzen Wesen, nicht nur am Dialekt, dass er von
fernher gekommen war.“39 Nicht nur die österreichische Herkunft, auch die katholische
Glaubenszugehörigkeit und deren bewusste Pflege40 dürften dazu beigetragen haben, dass
die Familie in Berlin und Tangl innerhalb der protestantisch geprägten Berliner Univer-
sität doch bis zu einem gewissen Grad Fremdkörper blieben. Wie in politischen Dingen
36 So sprechen Kehr, Tangl (wie Anm. 6) 145, und Karl Brandi, Michael Tangl. 21.5.1861–7.9.1921, in :
AUF 8 (1923) 1–5, hier 1, vom Tod und der Beisetzung Tangls nahe den „geliebten Bergen“, Ernst Perels,
Michael Tangl, in : Historische Vierteljahresschrift 21 (1922/1923) 123–127, hier 127, erwähnt im Zusam-
menhang mit dem Ende der Donaumonarchie Tangls „heimatstreues [!] Herz“, und August von Jaksch,
Universitätsprofessor Dr. Michael Tangl †, in : Carinthia I 113 (1923) 80f., hier 81, bezeichnet ihn als „dieses
Heimatskind“. Auch beruflich wandte sich Tangl immer wieder Themen der österreichischen Geschichte zu ;
vgl. Edmund E. Stengel, Michael Tangl, in : HZ 125 (1922) 372–375, der 373 festhält, dass Tangl „bis zu
seinem Ende ein österreichischer Historiker gewesen“ sei.
37 Zum Privat- und Familienleben Tangls vgl. Schaller, Tangl (wie Anm. 1) 44–46, 92–94 und 114–117.
38 Heinrich Sproemberg, Zum Geleit, in : Tangl, Mittelalter 1 8 : „Die Atmosphäre seines Hauses, die durch
seine verständnisvolle Gattin, Georgine Tangl, eine künstlerische Note und große Warmherzigkeit erhalten hat,
ist für seine Schüler eine Stätte der Anregung und freundlicher Betreuung geworden.“ Krabbo, SB (wie Anm.
13) 6, berichtet, dass Tangl „mit seiner Gattin und seinen beiden Kindern […] das glücklichste Familienleben
verband“.
39 Vgl. Stengel, Tangl (wie Anm. 36) 372.
40 Vgl. Schaller, Tangl (wie Anm. 1) 103.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien