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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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34 Andrea Rzihacek und Christoph Egger übte Tangl aber auch in Äußerungen zu religiösen Fragen große Zurückhaltung und be- mühte sich als Historiker in der Behandlung kirchengeschichtlicher Ereignisse um Objek- tivität41. Die fortwährende starke Verbundenheit der Familie mit Österreich kommt nicht zuletzt dadurch zum Ausdruck, dass Frau Tangl und ihre Kinder mehrmals im Jahr die lange Reise nach Wien auf sich nahmen, um dort Zeit mit ihren Verwandten zu verbrin- gen, und auch Michael Tangl selbst in den vorlesungsfreien Sommermonaten regelmäßig die Gelegenheit ergriff, zu einem Urlaub nach Wien oder Kärnten zurückzukehren. Während des Ersten Weltkrieges wurde die Sorge um seinen erst 19-jährig einberufe- nen Sohn Eberhard, der bald an der Westfront eingesetzt wurde, mit verantwortlich für Tangls drohenden körperlichen und seelischen Zusammenbruch42. Der plötzliche Tod Tangls brachte seine Familie in beträchtliche materielle Nöte, die Kehr durch erfolgreiche Interventionen beim damaligen Kultusminister zu lindern versuchte43. Georgine Tangl, die neben ihrem Beruf als Lehrerin den Spuren ihres Vaters folgte44, starb 1972 ledig und kinderlos in München45. Tangls Sohn Eberhard, der noch studierte, als sein Vater starb, konnte sein Studium der Slawistik 1928 abschließen und wurde schließlich von Richard Salomon, einem Schüler seines Vaters, als dessen Assistent an das Osteuropäische Semi- nar der Universität Hamburg geholt. Als Salomon, der jüdischer Herkunft war, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten die Universität verlassen musste, ging Eberhard Tangl, der einen Beitritt zur NSDAP verweigerte, nach Belgrad, habilitierte sich dort und kehrte erst 1953 nach längerer Kriegsgefangenschaft nach Hamburg zurück, wo er 1979 starb und seine zweite Frau, Claudia, als Witwe hinterließ46. Eine sehr wertvolle, da nicht unkritische Beurteilung der Persönlichkeit und des Le- benswerks Tangls verdanken wir Kehr, der sich in seinem Nachruf auf Tangl merklich bemühte, den Leistungen und der Persönlichkeit des Verstorbenen gerecht zu werden, ohne dessen Schwächen – die Kehr, wie aus anderweitigen Äußerungen hervorgeht, mit der ihm eigenen selbstbewußten, scharfsinnigen, aber auch schonungslosen Kritik kom- mentierte47 – zuzudecken. Kehr erinnert sich an seine erste Begegnung mit Tangl am IÖG 41 Vgl. unten Anm. 218. 42 Dazu Schaller, Tangl (wie Anm. 1) 270, sowie oben 30f. mit Anm. 29 und 33. 43 Ebd. 286–289, über das weitere Schicksal der Familie. 44 Zu nennen sind vor allem die Arbeiten : Georgine Tangl, Das Register Innocenz’ III. über die Reichsfrage 1198–1209. Nach der Ausgabe von Baluze, Epistolarum Innocentii III. Tomus I, in Auswahl übers. und erl. (Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit 2/95, Leipzig 1923), und dies., Studien zum Register Innocenz’ III. (Weimar 1929). Vgl. den Nachruf von Gottfried Opitz in : DA 29 (1973) 667f. 45 Zu Georgine Tangl vgl. Schaller, Tangl (wie Anm. 1) 287f. 46 Zu Eberhad Tangl vgl. Werner Lehfeldt, Zum Lebensweg und zu den lituanistischen Arbeiten von Eber- hard Tangl (1897–1979), in : Res Balticae 5 (1999) 237–246. 47 Vgl. etwa Schaller, Tangl (wie Anm. 1) 291, nach Berlin, Geheimes Staatsarchiv, Rep. 92 Brackmann, Nr. 16, zitierten Stellen aus Briefen Kehrs an Brackmann aus den ersten Monaten nach Tangls Tod : […] der selige Michael
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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