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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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Michael Tangl (1861–1921) 39 Tangl war den Zeugnissen seiner Zeitgenossen und Schüler zufolge ein hervorragender Lehrer, der es verstand, die Studenten für seine Disziplin zu begeistern und sie nachhaltig zu beeinflussen. Kehr konnte sich das Phänomen nicht so recht erklären, musste aber dennoch anerkennen : „[…] er war ein ungewöhnlich erfolgreicher Lehrer. Obwohl kein Mann der Rede und aller rhetorischen Künste bar, übte er eine merkwürdig starke Wir- kung auf seine Schüler aus, die sich ihm hingaben.“61 Perels, einer der wichtigsten Schüler Tangls, würdigte die Leistung seines Lehrers dagegen ohne Vorbehalte : „[…] sein höchstes Verdienst wird unstreitig seine Lehrtätigkeit bleiben […], seine Vorlesungen waren aus- gezeichnet […], seine Hauptstärke aber war das Seminar.“62 Und er erklärte auch, worin wohl die eigentliche Anziehungskraft Tangls für seine Schüler bestand : „Das Verhältnis Tangls war nicht nur von wissenschaftlicher Teilnahme, sondern von einem persönlichen Wohlwollen getragen, das aus ehrlichstem Herzen kam […].“63 Dieses menschliche Na- heverhältnis Tangls zu seinen Schülern, denen er „ein wahrhaft väterlicher Freund“ war, „der immer für sie Zeit hatte und an ihren Arbeiten ein rührendes Interesse nahm,“ war auch Kehr nicht entgangen64. Bei abendlichen geselligen Zusammenkünften mit Kollegen und Schülern zeigte er sich als unterhaltsamer Erzähler von Anekdoten : „Gesellig und mitteilsam wie er war, saß er, namentlich in den entschwundenen Vorkriegszeiten, nach getaner Arbeit gern einmal mit Fachgenossen oder Schülern bei einem fröhlichen Trunk zusammen. Hier konnter er, der schier unendlich viele Anekdoten auf Lager hatte und solche gern und gut erzählte, namentlich den, der ihn von dieser Seite noch nicht kannte, und über den nun an einem Abend ein ganzes Füllhorn solcher Geschichten ausgeschüttet wurde, einfach verblüffen.“65 Tatsächlich förderte Tangl viele seiner Schüler nach Kräften und verfolgte ihre Laufbahn auch noch über ihre Studienzeit hinaus. Einige von ihnen, wie vor allem Perels und Caspar, wurden schließlich zu engen Mitarbeitern Tangls, die auch privaten Umgang mit ihrem Lehrer pflegten. Salomon, 1919 bis 1933 ordentlicher Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Hamburg, wurde seinerseits zum Förderer von Tangls Sohn Eberhard, mit dem er auch nach seiner Emigration in die USA persönlich verbunden blieb. 61 Kehr, Tangl (wie Anm. 6) 145. Sogar in vertraulicheren und weniger respektvollen Äußerungen konnte Kehr Tangl die Anerkennung seiner Leistungen als Lehrer nicht versagen, vgl. einen Brief Kehrs an Werner Richter vom 20.02.1923, bei Fuhrmann, „Sind eben alles Menschen gewesen“ (wie Anm. 47), 157–160, hier 158 (München, Archiv der MGH 338/15 fol. 48r–50) : Mit dem Ausfall Tangls, der kein großes Licht, aber ein vor- züglicher Lehrer war, und unseren Ersatz ausbildete, ist ein irreparables Vacuum entstanden. 62 Perels, Tangl (wie Anm. 36) 125. 63 Ebd. 125. 64 Kehr, Tangl (wie Anm. 6) 145. 65 So erinnert sich Krabbo, SB (wie Anm. 13) 5, und ähnlich Stengel, Tangl (wie Anm. 36) 374 : „nie ward er müde, im geselligen Kreise aus dieser glücklichen Zeit [d.i. den Jahren, die er am Österreichischen Histori- schen Institut in Rom verbrachte] mit drastischem Humor und anekdotischer Begabung zu erzählen.“
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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