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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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60 Andrea Rzihacek und Christoph Egger Tätigkeit und Organisation der MGH enthielt. Sein Verfasser, Wilhelm Gundlach, war als ehemaliger Mitarbeiter der MGH mit den internen Strukturen des Unternehmens vertraut. Er hatte unter der Leitung von Dümmler in der Abteilung Epistolae am ers- ten Band der Edition der „Epistolae Merowingici et Karolini aevi“ mitgearbeitet165, war jedoch 1892 von diesem – offiziell aus Einsparungsgründen – entlassen worden166. Per- sönliche Verbitterung über diesen Schritt veranlassten Gundlach in der Folge mehrfach – zunächst im Rahmen seiner Edition von „Heldenliedern“ – die MGH, Dümmler und insbesondere Holder-Egger aufs Schärfste anzugreifen167. In den „Grenzboten“ nahm er erneut die Gelegenheit wahr, seine Kritik, nun vor breiterem Publikum, zum Ausdruck zu bringen. Neben der Einsparung des Amtes des Vorsitzenden der Zentraldirektion168, die 165 Epistolae Merowingici et Karolini aevi 1, hg. v. Wilhelm Gundlach, Ernst Dümmler u.a. (MGH. Epistolae [in Quart] 3, Berlin 1892, ND 1994). 166 Michael Tangl, Wilhelm Gundlach und sein Angriff auf die Monumenta Germaniae historica, in : All- gemeine Zeitung Nr. 76 vom 4. April 1903, 1–3, geht auf die Umstände der Entlassung Gundlachs nicht näher ein. Aus seiner Bemerkung, „[…] daß es an Gründen in seiner Person nicht mangelte“ (ebd. 1), geht aber hervor, dass es sich nicht um eine reine Sparmaßnahme gehandelt hat. Vgl. dazu auch die Stellung- nahme Dümmlers gegenüber dem Staatssekretär von Bötticher im Reichsministerium des Inneren : Obgleich im Ganzen fleißig und gewissenhaft arbeitete er doch ungemein langsam […] er zeigte sich außerdem im Verkehr so dünkelhaft, eigensinnig und verschroben, daß überhaupt Niemand etwas mit ihm zu thun haben mochte und er sich allen Belehrungen stets fast unzugänglich erwies. Anträge Gundlachs auf weitere Mitarbeit bei den MGH habe er daher mit Rücksicht auf die Notwendigkeit weiteren Sparens, aber keineswegs bloß aus diesem Grunde, sogleich abgelehnt […]. Brief Dümmlers an Bötticher vom 20.04.1892, München, Archiv der MGH, 338/195 (PA Wilhelm Gundlach). 167 Heldenlieder der deutschen Kaiserzeit 1–3, hg. v. Wilhelm Gundlach (Innsbruck 1894–1899). Hier hatte Gundlach bereits 1896 im Vorwort zum 2. Band wesentliche Punkte seiner Angriffsschrift – die Vernachläs- sigung der Scriptores rerum germanicarum in usum scholarum durch die Leitung der MGH und die Ver- wendung der lateinischen Sprache in den Einleitungen und Erläuterungen zu den Editionen, zum Großteil in wortwörtlicher Übereinstimmung, unter Anführung derselben Beispiele und Zitate sowie der gleichen polemisierenden Ausdrucksweise – vorgebracht, vgl. Heldenlieder 2 V–XIII. In einem Excurs „Über Stil- vergleichung als Mittel des historischen Beweisverfahrens“ 757–780 im selben Band sowie in den „Verbes- serungen und Nächträgen“ zum dritten Band der „deutschen Heldenlieder“, Heldenlieder 3 1052–1061, nahm er in ausführlichster Form zur Kritik Holder-Eggers an seiner wissenschaftlichen Argumentation, die ebenfalls in den wesentlichen Punkten im Artikel in den „Grenzboten“ wiederholt wird, vorweg. In diesem Zusammenhang findet sich auch bereits die Kritik an der Position des Vorsitzenden der Zentraldirektion gegenüber seinen Abteilungsleitern, die Gundlach letztlich dazu bewogen haben dürfte, für die Abschaffung dieses Amtes zu plädieren. 168 Zum Beweis der „Machtlosigkeit“ des Vorsitzenden gegenüber den Abteilungsleitern führte er die – in seinen Augen – verbalen Entgleisungen Holder-Eggers in seinen Rezensionen an, in denen dieser abwertende Aus- drücke wie „ridiculus/lächerlich“, „ineptus/läppisch“, „puerilia/kindisch/Kindereien“ und „ineptia/Albern- heit“ verwendete, denen der Vorsitzende, selbst wenn er gewollt hätte, nicht Einhalt gebieten konnte, vgl. Gundlach, Monumenta (wie Anm. 164) 2, nur mit den ins Deutsche übersetzten Begriffen ; davor bereits in Heldenlieder 2 (wie Anm. 167) 779f. – hier gibt er die tatsächlich in den lateinischen Vorreden verwende- ten lateinischen Ausdrücke wieder.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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