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Michael Tangl (1861–1921) 61
eine Aufbesserung der Gehälter der Mitarbeiter ermöglichen würde, forderte er die kon-
sequente Verwendung der deutschen Sprache für Vorbemerkungen und Erläuterungen zu
allen MGH-Editionen sowie hinsichtlich des Editionsprogrammes den Verzicht auf die
Herausgabe von Quellen zur Papstgeschichte, italienischen Geschichtsquellen über das
Ende des 12. Jahrhunderts hinaus und Auszügen aus ausländischen Geschichtswerken169.
Gundlach hatte mit seiner Kritik durchaus Punkte angesprochen, die auch in der Ver-
gangenheit schon diskutiert worden waren, jedoch war die Form, in der sie vorgebracht
wurde, polemisch, besonders was die persönlichen Angriffe betraf.
Holder-Egger hatte, abgesehen von in äußerst pointierter Form bereits 1889 und 1894
vorgebrachter Kritik an der Arbeitsweise und den Ergebnissen Gundlachs170, in seiner
Besprechung des 2. Bandes der „Heldenlieder“171 die Angriffe Gundlachs nicht nur aufs
Schärfste zurückgewiesen, sondern sparte darin seinerseits nun nicht mit beleidigenden
Formulierungen und herabsetzenden Ausdrücken172. Auf die Entgegnungen und in der-
selben Tonart weitergeführte neuerliche heftige Angriffe Gundlachs in den „Verbesserun-
gen und Berichtigungen“ zum 3. Band der „Heldenlieder“173 reagierte man seitens der
MGH in einer Rezension dieses Bandes174 nur mehr mit dem Nachsatz : „Sehr bedau-
erlich ist, dass G. dem Bande Nachträge und Berichtigungen beigegeben hat mit per-
sönlichen Angriffen gegen hochgeachtete Gelehrte, die sehr nachdrücklich als durchaus
unangemessen bezeichnet werden müssen, und durch die der Vf. […] nur sich selbst
schadet.“ Und auch nach dem Erscheinen des Artikels in den „Grenzboten“ hatte man im
Neuen Archiv die „hämischen und tückischen Angriffe“ gegen Dümmler und seine eigene
169 „[…] wenn nicht beizeiten dem Eifer Holder-Eggers […] ein Zügel angelegt wird, so werden […] die Mo-
numenta auch im zwanzigsten Jahrhundert noch nicht zum Abschluß gelangen […]“, Gundlach, Monu-
menta (wie Anm. 164) 8.
170 Carmen de bello saxonico, hg. v. Oswald Holder-Egger (MGH Scriptores rerum germanicarum in usum
scholarum [17], Hannover 1889, etwa in der Vorrede VIII Anm. 4 und in einigen Anmerkungen, z.B. 24
Anm. b, 26 Anm. b und d), sowie ders., Studien zu Lambert von Hersfeld II, in : NA 19 (1894) 369–430,
hier bes. 404f.
171 NA 21 (1896) 774–777.
172 „Ich würde mich zu tief erniedrigen, wenn ich auf die groben Beleidigungen meiner Person, auf die Verdre-
hungen und falschen Unterstellungen antwortete, von denen dieses Pasquill strotzt. Ich kann das Urtheil über
einen Mann, der den Versuch macht, meine wissenschaftliche Gewissenhaftigkeit anzuzweifeln, den Fachge-
nossen überlassen und kann darauf verzichten, den Strafrichter gegen ihn anzurufen“, NA 21 (1896) 775f.
„Sieht man von der unwiderstehlichen Komik der Selbstüberhebung des Schreibers dieser Äußerungen ab
[…]“ (ebd. 776), oder „Nach dieser Bemerkung wird man es begreiflich finden, dass ich es unterlasse, mich
mit Auslassungen dieser Persönlichkeit weiter zu beschäftigen, deren weitere Verdrehungen aufzudecken oder
gar solche jämmerlichen Insinuationen zurückzuweisen, wie […]“ (ebd. 777).
173 Heldenlieder 3 (wie Anm. 167) 1052–1061. Auch hier finden sich Ausführungen, von denen ganze Passagen
mehr oder minder unverändert in den „Grenzboten“-Artikel übernommen wurden.
174 NA 25 (1900) 222f., hier 223.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien