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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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70 Andrea Rzihacek und Christoph Egger ten Bretholz’ eingebracht. Als nach einem durch die Nachkriegsereignisse in Ost- und Südosteuropa bedingten Stillstand in der Angelegenheit die Nachbesetzungsfrage wieder aufgenommen wurde, gehörte Bretholz – wohl wegen Widerstands gegen ihn aus dem Ministerium – nicht mehr zum Kreis der möglichen Kandidaten. Tangl befürwortete nun eine Berufung seines Schülers Richard Salomon – ebenfalls jüdischer Herkunft –, dem jedoch letztlich Karl Stählin vorgezogen wurde203. Neben Salomon, der bis zu seiner Berufung nach Hamburg für Tangl im Rahmen der Redaktion des „Neuen Archivs“ tätig war, gehörten zwei weitere Juden, Erich Caspar und Tangls wichtigster Schüler Ernst Perels, zu Tangls engstem Mitarbeiterkreis. Auf Veranlas- sung von Herrn Professor Tangl204 wurde Perels bereits unmittelbar nach Abschluss seines Studiums 1904 als Mitarbeiter der Epistolae-Abteilung der MGH beschäftigt. 1923 als außerordentlicher, 1931 als ordentlicher Professor auf Tangls Lehrstuhl berufen, nahm Perels’ Leben im nationalsozialistischen Terrorregime einen tragischen Verlauf. 1935 zwangsemeritiert, jedoch bis 1944 noch für die MGH nebenamtlich tätig, wurde er we- gen der Beteiligung seines Sohnes Friedrich Justus am Hitlerattentat vom 20. Juli 1944 ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht und starb noch im Mai 1945 nach dessen Befreiung an Entkräftung205. Zu Perels, dem er nicht nur wissenschaftliche, sondern auch wichtige organisatorische Aufgaben übertrug, pflegte Tangl auch private Beziehungen. So gehörten beide einem Kreis von Wissenschaftlern an, die regelmäßig „in dichten Zi- garrendampf gehüllt zu gedeihlichem Gedankenaustausch“ zusammenkamen206. Nach Aussage seines Sohnes Otto hatte Perels in besonders engem Verhältnis zu Tangl gestanden, diesen sehr verehrt und war von Tangls plötzlichem Tod tief erschüttert207. Ebensowenig wie antisemitische Stellungnahmen208 lassen sich bei Tangl extreme na- tionalistische Haltungen feststellen. Vermutlich vor dem Hintergrund des zunehmenden 203 Vgl. dazu die Darstellung bei Kolář, Geschichtswissenschaft (wie Anm. 57) 492–499. Zu Salomons Schick- sal während der nationalsozialistischen Zeit vgl. oben 39. 204 Oberling, Perels (wie Anm. 33) 82, zitiert nach einem Lebenslauf Perels’ von 1911 in : Berlin, Geheimes Staatsarchiv, Preußischer Kulturbesitz, K, I, HA Rep. 76 Va, Sekt. 2 Titl IV, Nr. 51 Bd. XVIII, fol. 454 . 205 Zur Berufung Perels’ als Nachfolger Tangls vgl. neben Oberling, Perels (wie Anm. 33) 131–144, auch Ger- hard Oberkofler, Die österreichische Schule der historischen Hilfswissenschaften im Urteil des deutschen Historikers Albert Brackmann, in : Tiroler Heimat 48/49 (1984/85) 207–215. Zu Perels vgl. auch Schal- ler, Tangl (wie Anm. 1) 333f., Fuhrmann, „Sind eben alles Menschen gewesen“ (wie Anm. 47) 102 mit Fotografie. 206 Vgl. Oberling, Perels (wie Anm. 33) 99. 207 Ebd. 131. 208 Unter den Arbeiten Tangls finden sich nur zwei kurze Aufsätze, die sich mit Fragen des Judentums befassen : Tangl, Judenschutzrecht (wie Anm. 141), und ders., Gregor VII. jüdischer Herkunft ? ebd. 31 (1906) 159–179, und in : ders., Mittelalter 2 637–651. Während es sich bei der erstgenannten Arbeit um eine kurze Studie handelt, die ein aufgrund einer fehlerhaften Lesung tironischer Noten in den Formulae imperia-
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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