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78 Andrea Rzihacek und Christoph Egger
IX. Anhang
1. Tangl zwischen Theodor von Sickel und Engelbert Mühlbacher
1908 Juli 4, Brief an Emil von Ottenthal.
IÖG, NL Ottenthal.
Berlin W.50, Nürnbergerplatz 6
d. 4. Juli 1908
Verehrter Herr Kollege !
Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin wünschen meine Frau und ich zur Geburt
Ihres Töchterchens234 von Herzen Glück. Möge die liebe Kleine aufs beste gedeihen und
zu Ihrer Freude heranwachsen ! Herzlich freue ich mich, Sie beim Historiker-Kongress235
wiederzusehen. Ihr Vortrag ist für den Tag eingesetzt, an dem wir den besten Raum
(Beethovensaal)236 zur Verfügung haben, und hier an bester Stelle ; (der erste Vortrag gilt
noch mehr als Sammelblasen). Wenn Sie irgend etwas als Demonstrations-Material vor-
legen wollen, steht Ihnen mein Apparat unbeschränkt zur Verfügung ; Sie brauchen mir
nur Ihre Wünsche bekannt zu geben. Ich schrieb jetzt für das 3. Heft des NA., das in
8–10 Tagen ausgegeben werden dürfte, den Nachruf auf Sickel237. Die Arbeit wurde mir,
wie ich offen gestehen will, nach den verschiedenen Anrempelungen durch die Herren
von der engsten Gefolgschaft238 und durch den wilden Hass, mit dem Sickel das Anden-
ken des armen Mühlbacher verlästerte239, recht sauer. Erich Schmidt240, der Sickel ganz
234 Ottenthal war mit Hedda Primavesi verheiratet. 1908 wurde die Tochter Hroswitha geboren. Hans Hirsch,
Emil von Ottenthal. Ein Nachruf, in : MÖIG 45 (1931) 271–277, hier 277.
235 Karl Dietrich Erdmann, Die Ökumene der Historiker. Geschichte der Internationalen Historikerkongresse
und des Comité International des Sciences Historiques (Abh. Göttingen 3, 158, Göttingen 1987) 64–85.
236 Berlin, Köthener Straße 32, nahe dem Potsdamer Platz, errichtet 1898 als zusätzliches Veranstaltungslokal der
Philharmonie, im 2. Weltkrieg zerstört.
237 Sickel. Ein Nachruf von M. Tangl (wie Anm. 188) 778 : „… Und das möchte ich auch gegenüber der
Gereiztheit von Herren aus der engsten Gefolgschaft, die in jüngster Zeit in recht unerquicklicher Weise
sich kundgibt, mit allem Nachdruck wiederholen.“ 780 : „Daneben brachte ihm aber gerade dieses letzte
Jahrzehnt seines öffentlichen Wirkens auch manche Enttäuschung und Verbitterung. Reibungen und Ver-
stimmungen in Rom, mehr aber noch mit den Wiener Kreisen zehrten an seiner Kraft ; und wer ihn 1901
unmittelbar vor seinem Abschied von Rom sah, der gewahrte mit tiefer Bewegung einen vergrämten, inner-
lich unbefriedigten Mann. Aus dem Bann dieser Stimmung vermochte er sich auch in den folgenden stillen
Jahren in Meran nicht völlig frei zu machen.“
238 Besonders Erben und Uhlirz fühlte sich Sickel sehr eng verbunden ; das galt aber auch für Kehr. Vgl. Michèle
Schubert, Meister – Schüler. Theodor von Sickel und Paul Fridolin Kehr (nach ihrem Briefwechsel), in :
MIÖG 106 (1998) 149–166, hier 151.
239 Engelbert Mühlbacher. Ein Nachruf von M. Tangl, in : NA 29 (1904) 266–274.
240 Vgl. zu ihm NDB 23, 182f.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien