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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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102 Peter Herde Professor ja zugestimmt. Ein wesentlicher Grund für diese Ablehnung wird in der Kor- respondenz mit dem Ministerium nicht berührt. Nach dem Rücktritt des Althistorikers Unger aus gesundheitlichen Gründen hatte die Mehrheit der Philosophischen Fakultät zur Neubesetzung des Lehrstuhls für Alte Geschichte am 24. Januar 1900 folgende Gelehrte vorgeschlagen : 1. Ulrich Wilcken (Ordinarius in Breslau) ; 2. Alfred von Domaszewski (Ordinarius in Heidelberg) ; 3. Walter Judeich (Extraordinarius in Marburg) und 4. Ci- chorius Konrad (Extraordinarius in Leipzig). Man hatte sich für Wilcken, einen Schüler Alfred von Gutschmids und Theodor Mommsens, wegen dessen großer Vielseitigkeit und Kenntnis der orientalischen Sprachen entschieden ; in der Tat war die Wahl auf einen der künftig bedeutendsten Althistoriker gefallen. Am 26. Januar 1900 reichten jedoch Henner und Stölzle ein Sondervotum ein, das die Absicht verfolgte, die finanziellen Mittel für eine Beförderung Chrousts zum Ordinarius zu schaffen. Sie schlugen vor, die Alte Geschichte vorerst nur durch einen Extraordinarius vertreten zu lassen und schlugen dafür die Pri- vatdozenten Julius Kaerst (Leipzig) und Engelbert Drerup (München) vor. Dafür sollte Chroust in den Lehrstuhl eingewiesen werden. Obschon derartige Verschiebungen damals nicht unüblich waren, lehnte die Mehrheit der Fakultät den Vorschlag ab, und der Senat schloss sich am 3. Februar 1900 dem Listenvorschlag der Fakultät an ; am 22. Juni er- nannte der Prinzregent Wilcken zum Ordinarius für Alte Geschichte. Damit kam Wilcken als entschiedener Feind Chrousts und Henners nach Würzburg, und sein Eifer war nicht zu bremsen : Kaum in Würzburg angekommen, wurde er Dekan und Senator und ver- stärkte die Fakultätsmehrheit, die nach Chrousts Worten aus Katholikenfurcht ihn auf die andere Seite gewaltsam dräng[t]e65. Der eigentliche Grund für seine Ablehnung Chrousts war der zweite von der Fakultät genannte : da Henner die katholische Richtung vertrete, käme Chroust, der auch der katholischen Richtung zuneige, für die zweite ordentliche Pro- fessur nicht infrage ; auf diese dürfe nur ein Ordinarius berufen werden, der ein überzeugter Anhänger der liberalen Geschichtsauffassung sei. Angesichts der liberalen, der katholischen Kirche gegenüber distanzierten Einstellung Chrousts klingt es sehr merkwürdig, wenn die Fakultätsmehrheit betont, daß eine eventuelle zweite liberale Professur für Neuere Geschichte von einem Katholiken ebenso bekleidet werden könne, wenn nur sein Liberalismus außer Frage stehe. Als Beweis dafür, dass Chroust nicht geeignet sei, eine solche ausgesprochen liberale Geschichtsprofessur zu bekleiden, wurde angeführt, dass er 1894 in Tübingen und 1899 in Münster als geeignet für die Übernahme ausgesprochen katholischer Lehrstühle befunden 65 Die Akten über die Berufung Wilckens UAWb, ARS Nr. 897. Über den Papyrologen Wilcken vgl. Matthias Gelzer, in : ders., Kleine Schriften 3 (Wiesbaden 1964) 336ff.; Friedrich Oertel, Ulrich Wilcken 1862– 1944, in : Bonner Gelehrte. Geschichtswissenschaften (Bonn 1968) 33ff.; Karlheinz Dietz, Die Entwicklung der Teildisziplin „Alte Geschichte“ in Würzburg (1877–1963), in : Anfänge der geschichtlichen Forschung (wie Anm.  64) 144ff. – Das Zitat aus dem Brief Chrousts an das Ministerium vom 09.12.1901, UAWb, ARS Nr. 1622.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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